Was für die Gesundheit förderlich ist, schlägt den Brauereien aufs Gemüt. Immer mehr Menschen in der Schweiz sagen sich: es muss nicht ständig Alkohol sein.
Der tägliche Konsum geht seit Jahrzehnten zurück. Sucht Schweiz zählte 1992 noch mehr als 20 Prozent tägliche Trinkerinnen und Trinker. 30 Jahre später waren es noch 8.6 Prozent.
Darunter ist auch der Bierkonsum rückläufig. Im vergangenen Jahr waren es pro Kopf erstmals weniger als 50 Liter.
Brauereien zwingt das zum Umdenken. Thomas Amstutz leitet mit Feldschlösschen die grösste Brauerei der Schweiz. Er sagt: «Wir können uns dem Trend zu weniger Alkohol nicht verschliessen.»
Bier-Umsatz wird sinken
70 Prozent des Umsatzes erziele Feldschlösschen derzeit mit Bier. «In Zukunft wird das weniger sein.» Schon heute verkauft Feldschlösschen auch Mineralwasser und besitzt die Schweizer Lizenz für Pepsi.
Als Marktführer in der Schweiz kann sich Feldschlösschen besser auf die veränderten Bedürfnisse einstellen. Zudem ist es Teil der dänischen Carlsberg-Gruppe, die zuletzt einen Umsatz von umgerechnet mehr als 9 Milliarden Franken erwirtschaftete. Welchen Umsatz Feldschlösschen erzielt, gibt das Unternehmen nicht bekannt. Die Wirtschaftsredaktion von SRF schätzt ihn auf 900 Millionen bis 1 Milliarde Franken.
Trotz Softdrinks und Wasser: Ans Bier glaubt man bei Feldschlösschen selbstredend dennoch – aber anders. «Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir alkoholfreies Bier zum Wachsen bringen wollen», so Thomas Amstutz.
Der Anteil von alkoholfreiem Bier am Schweizer Bierkonsum steigt seit Jahren. Nach eigenen Angaben macht Feldschlösschen damit bereits 8 Prozent seines Umsatzes und damit mehr als der Gesamtmarkt.
«Wir haben eine Vision», sagt Thomas Amstutz. «Warum kann nicht jedes vierte Bier, das unsere Brauerei verlässt, ein alkoholfreies Bier sein?»
Da man sich aber nicht jede Freude am Leben nehmen müsse, wie er sagt, investiert Feldschlösschen in Anpassungen seiner Biere. Amstutz rechnet mit Innovationen im Lagerbier-Bereich. Weniger Alkohol und mehr Hopfen etwa.
Und er hat die Frauen im Visier. Sie trinken noch immer deutlich seltener Bier als Männer. Für die weibliche Zielgruppe hat Feldschlösschen bereits vor knapp 20 Jahren das Produkt «Eve» entwickelt – ein leichtes Reis-Mischbier mit Fruchtzusatz. Inzwischen gibt es «Eve» auch ohne Alkohol.
Auf etwas hat das Unternehmen keinen Einfluss: das Wetter. Und dies bestimmt massgeblich den Absatz. Thomas Amstutz sagt: «Der Unterschied zwischen einem gutem und einem schlechten Wochenende sind eine Million Liter Bier.»