- In der Schweizer Bierbranche steigt per sofort die Appenzeller Locher-Brauerei bei Chopfab-Boxer aus Winterthur ein.
- Chopfab-Boxer steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Die rund 80 Angestellten sollen jedoch ihre Arbeitsplätze behalten können.
- Die Brauerei Locher ist neue Mehrheitsaktionärin der Brauerei Chopfab Boxer. Voraussetzung dafür war ein Schuldenschnitt.
Lange wurde verhandelt, jetzt ist klar: Die Appenzeller Brauerei Locher steigt bei der Winterthurer Brauerei Chopfab-Boxer ein. Das Winterthurer Unternehmen ist in finanzieller Schieflage. Ende 2023 kündigte Chopfab an, es brauche eine Sanierung und einen Rettungsplan. Sonst drohe der Brauerei, welche vor allem für ihre schwarzen Dosen bekannt ist, das Aus.
Wir sind beteiligt, aber es ist keine Fusion.
Daraufhin wurde die Brauerei Locher angefragt, ob sie bei der Rettungsaktion mitmachen will. Und die Appenzeller Brauerei steigt jetzt also ein, als neue Mehrheitsaktionärin. Geschäftsführer Aurèle Meyer sagt im Regionaljournal Ostschweiz von Radio SRF: «Wir konnten die Sanierung von Chopfab Boxer erfolgreich abschliessen. Die Unternehmen bleiben aber eigenständig. Wir sind beteiligt, aber es ist keine Fusion oder Absorption.»
Voraussetzung für den Einstieg der Brauerei Locher war ein Schuldenschnitt. Das heisst: Banken, Lieferanten, Aktionäre und andere Beteiligte von Chopfab-Boxer mussten der angeschlagenen Firma Schulden erlassen.
Es seien zähe Verhandlungen zwischen Appenzell und Winterthur gewesen. Aber erfolgreiche, sagt Aurèle Meyer: «Es verzichtet niemand freiwillig auf Geld. Viele sahen aber ein, dass ein Konkurs das grössere Übel gewesen wäre.»
Ein Konkurs ist jetzt aber abgewendet, auch ein Stellenabbau der rund 80 Chopfab-Boxer-Mitarbeitenden an den Standorten Winterthur und Yverdon-les-Bains sei nicht geplant, so Locher-Geschäftsführer Meyer weiter.
Chopfab: Opfer des eigenen Erfolgs
In der Bierbranche war die knappe finanzielle Situation der hippen Brauerei Chopfab-Boxer schon länger ein Thema. Erst 2012 gegründet, ist die Firma schnell gewachsen. Die Konkurrenz rieb sich die Augen, wie rasch sie Einzug in Bars und Verkaufsregale hielt. Branchenkenner vermuteten, dass hohe Listungsgebühren bezahlt wurden.
Die Frage, wie lange das gut gehen könne, hielt sich in der Branche hartnäckig. Kaum etabliert, übernahm Chopfab 2017 die Brauerei Boxer in der Romandie. Doch Chopfab-Boxer wurde ein Opfer seines eigenen Erfolgs. «Wir waren gezwungen, so schnell zu wachsen, dass wir nie die Chance hatten, die Schulden zurückzubezahlen. Und so wurden diese immer grösser», sagte Gründer Philip Bucher im Februar.
Locher wird immer grösser
Die Hilfe aus Appenzell kommt zum richtigen Zeitpunkt. Sind die Schulden reduziert, soll die Brauerei Locher frisches Kapital einschiessen und auch in die Zukunft investieren. Ein nachhaltiges Wachstum ist jetzt gefragt.
Für die Locher-Brauerei, die jetzt schon der drittgrösste Player im Schweizer Biermarkt ist, hinter Feldschlösschen und Heineken (u.a. Eichhof oder Calanda), ist es indes ein weiteres Wachstum. Erst kürzlich stieg das Appenzeller Unternehmen bei Egger Bier aus Worb (BE) ein.
Genau beziffern lässt sich der Locher-Aufstieg nicht; auch weil viele Brauereien keine detaillierten Absatzzahlen veröffentlichen. Geschäftsführer Aurèle Meyer sagt aber, dass mit dem Einstieg bei Chopfab-Boxer sicher jedes neunte Bier von der Brauerei aus Appenzell komme. Das Unternehmen beschäftigt im eigenen Betrieb rund 180 Mitarbeitende.