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Börsengang von Stadler Rail «Das Beste fürs Unternehmen»

Bislang gehören 80 Prozent von Stadler Rail Peter Spuhler. Auch nach dem Börsengang will er grösster Aktionär bleiben.

Peter Spuhler hat zwar nicht gerade als Tellerwäscher angefangen – doch sein Aufstieg vom Hockeyspieler zu einem der erfolgreichsten Unternehmer der Schweiz ist durchaus aussergewöhnlich.

Jetzt will der studierte Ökonom HSG die Unternehmerkarriere mit dem Börsengang seiner Firma, dem Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail, krönen. Dies wird ihm mehr als eine Milliarde Franken Cash aufs Konto spülen.

Man überlegt sich, was für die Firma das Beste ist.

Doch Spuhler will Stadler Rail nicht wegen des persönlichen Gewinns an die Börse bringen, wie er betont. «Ich wurde im Januar 60 Jahre alt – da überlegt man sich, was das Beste für die Firma ist», sagt Spuhler im «Tagesgespräch» von Radio SRF.

Eine fast beispiellose Karriere

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Peter Spuhler gilt als «Mister Stadler Rail». Im Jahr 1989 übernimmt der frühere Eishockey-Halbprofi bei GC das Unternehmen mit 18 Mitarbeitern dank einem Kredit der Thurgauer Kantonalbank in Höhe von fünf Millionen Franken. Schon bald geht es mit dem Schienenfahrzeugbauer steil nach oben. Prägend ist Spuhlers Konzept eines modularen Schienenfahrzeugs – es ermöglichte, die speziellen Kundenbedürfnisse im modernen Schienen-Nahverkehr zu befriedigen. In den folgenden Jahren wächst das Unternehmen – auch durch zahlreiche Zukäufe im In- und Ausland – auf aktuell mehr als 8500 Mitarbeiter. Stadler Rail mit Sitz im thurgauischen Bussnang ist in einer Holding organisiert mit Tochtergesellschaften in insgesamt elf Ländern.

Der Börsengang ermögliche es Stadler Rail, in Zukunft zur Finanzierung von Neuentwicklungen und Investitionen Kapitalerhöhungen vorzunehmen. «Wir erlangen so Kapitalmarktfähigkeit.»

Den Zeitpunkt des Börsengangs lässt Spuhler noch offen – er macht ihn vom «Marktumfeld» abhängig. Stichworte dazu sind Brexit, Handelskrieg USA-China oder, so Spuhler, das überschuldete Italien, dessen Billionenschulden «kurz vor dem Ramschstatus» stehen.

«Wenn die Märkte kollabieren sollten, würden wir beim Börsengang ein Timeout nehmen», behält sich der VR-Präsident von Stadler Rail deshalb vor.

Ich werde Ankeraktionär bei Stadler Rail bleiben.

Trotz des Börsengangs will sich der Unternehmer – Spuhler gehören derzeit 80 Prozent der Stadler-Aktien – aber keineswegs aus der Firma zurückziehen. Mindestens 40 Prozent der Aktien würden in den nächsten Jahren in seinem Besitz bleiben, verspricht er.

«Giruno» für die SBB ist auf Kurs

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Stolz ist Stadler auf den «Giruno»-Zug, den die SBB bei Stadler Rail bestellt hat und der zurzeit in den Zulassungsverfahren steckt. Vier Länder sind daran beteiligt, der Zug soll dereinst Frankfurt mit Mailand verbinden. Alles sei dabei auf Kurs, sagt Spuhler und betont, das sei kein Seitenhieb auf den Konkurrenten Bombardier, der mit seinen Dosto-Kompositionen für die SBB bekanntlich massive Probleme bekundet.

«Ich werde Ankeraktionär bei Stadler Rail bleiben» – einer, der nicht den kurzfristigen Gewinn, sondern eine Weiterentwicklung des Unternehmens im Auge habe. Er habe auch keine Angst, dass der Schienenfahrzeugbauer durch den Börsengang zum Übernahmekandidaten würde, so Spuhler weiter.

Ich habe gute Gene.

«Mein Vater wurde 94 Jahre alt, meine Mutter 96 – ich habe gute Gene. Wenn ich das dem Management erzähle, werden alle bleich, weil sie befürchten, dass ich noch 30 Jahre VR-Präsident bleibe», scherzt Spuhler bei der Frage, wie lange er noch bei Stadler Rail aktiv mitbestimmen wolle.

Je nach Situation, Gesundheit und Interesse seiner Nachfahren – Spuhler hat drei Kinder – werde das sicher noch einige Jahre der Fall sein.

«Die Chinesen sollen nur kommen»

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Wie bereits bei früheren Gelegenheiten wiederholt Spuhler im «Tagesgespräch», dass er die Konkurrenz aus China nicht fürchte. «Die sollen nur kommen. Wir werden kämpfen und unsere Märkte verteidigen», gibt er sich zuversichtlich. Die grosse Stärke von Stadler Rail sei ihre Flexibilität: Diese sei vor allem in Europa gefordert, wo jedes Land andere Spezifikationen und Zulassungsbedigungen kenne. Für diese Komplexität seien die chinesischen Firmen nicht gerüstet. «Die werden sich auf die grossen Ausschreibungen konzentrieren.» Doch im Segment, wo es um 20 oder 25 Züge gehe, sei Stadler Rail im Vorteil.

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