Zum Inhalt springen

Büros auf der ganzen Welt Das WEF: eine private Mini-UNO?

Die Stiftung hinter dem WEF in Davos wächst und wächst. Ihr Vermögen beträgt mittlerweile über 320 Millionen Franken.

In Cologny, einem noblen Vorort von Genf, hat das Weltwirtschaftsforum seinen Sitz. Es ist ein prächtiger Bau aus Stein und Glas. Von hier aus steuert die gemeinnützige Stiftung mit gut 700 Angestellten ihre Aktivitäten: Sie hat Büros in New York, Tokio und Peking, Forschungszentren in Genf und San Francisco, organisiert Konferenzen in Südafrika, Dubai und São Paulo.

Themen werden nicht nur in einem Meeting behandelt, sondern über das ganze Jahr hinweg. Davos ist eine von vielen Haltestellen dafür.
Autor: Sebastian Buckup Programmverantwortlicher WEF

Das jährliche Stelldichein in Davos sei nur der sichtbarste Teil der Aktivitäten, erklärt Sebastian Buckup. Er ist für das Programm in Davos verantwortlich. «Themen werden nicht nur in einem Meeting behandelt, sondern über das ganze Jahr hinweg. Das passiert nicht nur in Davos – Davos ist eine von vielen Haltestellen dafür.»

Eine private Mini-UNO?

Die Bandbreite der Themen ist dabei gross: In Davos geht es dieses Jahr um die wachsenden Schulden, um Cyberangriffe, um die Verschmutzung der Meere durch Plastik. Insgesamt sind es im und um das Kongresszentrum über 600 Sitzungen. Es ist der Versuch, die Welt als Ganzes zu erfassen.

Grosse Halle mit vielen Leuten
Legende: Das WEF organisierte letzten September auch ein Treffen in der chinesischen Stadt Tianjin. Reuters

Etwas, das allerdings auch schon die UNO macht. Ist das WEF also letztlich eine Art private Mini-UNO? Buckup verneint. «Das WEF ist komplementär zu verstehen. Es ist eine Plattform, die unterschiedliche Akteure vernetzt und daraus ihren Wert und ihre Wertschöpfung bezieht.»

Die Politik wird nicht eingeladen, sie wird faktisch nach Davos zitiert.
Autor: Oliver Classen Mediensprecher Public Eye

Doch die Art und Weise, wie sich Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Davos vernetzen, beurteilt die Nichtregierungsorganisation Public Eye seit Jahren kritisch. Es seien keine echten Begegnungen auf Augenhöhe, sagt Mediensprecher Oliver Classen. «Die Politik wird nicht eingeladen, sie wird faktisch nach Davos zitiert. Die Politik als Erfüllungsgehilfe der Wirtschaft ist nicht das, was uns vorschwebt.»

Verbesserung der Welt oder bloss Feigenblatt?

Die Organisatoren des WEF betonen hingegen immer wieder, dass das WEF nicht einfach ein Treffen der Mächtigen sei, sondern dass Entscheidungsträger zusammen kämen, die die Welt verbessern wollten.

Der Hauptsitz des WEF in Cologny.
Legende: Der Hauptsitz des WEF in Cologny. Keystone

Deshalb werden am WEF längst auch der Klimawandel oder die Umweltverschmutzung thematisiert. Doch für Classen sind das nur Debatten ohne Wirkung. «Das ist ein Zeichen dafür, dass sich der Zeitgeist gewandelt hat. Ohne ein solches Feigenblatt kann man sich heute nicht mehr unter einem solchen Aufwand treffen und den Anspruch haben, die Welt zu verbessern», sagt er.

Fakt ist: Mitreden in Davos kann nur, wer Mitglied ist beim WEF – und das hat seinen Preis: Als einzelner Teilnehmer kostet die Mitgliedschaft einige Tausend Franken, als Unternehmen fallen Beträge zwischen mehreren 10'000 und 100'000 Franken an. Damit finanziert das WEF seine weltweiten Aktivitäten und stockt sein Vermögen auf. Dieses wächst stetig – inzwischen auf über 320 Millionen Franken. Dank des jährlichen Treffens in Davos ist das WEF also auch zu einer wohlhabenden Stiftung geworden.

Meistgelesene Artikel