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Bund unterstützt Airlines «Ich rechne mit kleineren Flotten und mehr Arbeitslosen»

Gegroundet wegen der Coronakrise: Seit Wochen stehen die meisten Swiss-Flieger am Boden – das ist teuer und verheerend für die Schweizer Luftfahrtbranche. Der Bundesrat bürgt für die Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss mit bis zu 1.3 Milliarden Franken, wie er am Mittwoch verkündete. Der ehemalige Swiss-CEO André Dosé über die Notwendigkeit dieser Bürgschaft.

André Dosé

Manager

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Der 62-Jährige ist ehemaliger CEO der Fluggesellschaften Crossair, Swiss und Gulf Air. Von 2012 bis Dezember 2013 war er Verwaltungsratspräsident des Grasshopper Club Zürich.

SRF News: Mit welchen Folgen rechnen Sie für die Branche?

André Dosé: In der gesamten Reisebranche, als auch bei den Reisebüros bewegen sich die Umsätze Richtung Null. Es wird zu Konkursen kommen, besonders bei jenen Fluggesellschaften, die voll auf Expansion gesetzt haben.

Die Luftfahrt ist für die Schweizer Wirtschaft enorm wichtig. Sie macht 30 Milliarden Umsatz in der Schweiz und bietet annähernd 190'000 Arbeitsplätze.

Deshalb braucht es Unterstützung für jene Unternehmen, die ein gutes Geschäftsmodell haben, sonst überleben diese Gesellschaften auch nicht.

Wie beurteilen Sie die Massnahmen des Bundesrates?

Die Luftfahrt ist für die Schweizer Wirtschaft enorm wichtig. Sie macht 30 Milliarden Umsatz in der Schweiz und bietet annähernd 190'000 Arbeitsplätze. Zudem kommt jeder dritte Tourist per Flugzeug in die Schweiz. Dass Swiss und Edelweiss unterstützt werden, finde ich richtig.

Ein Schweizer Alleingang in einem solch globalen Geschäft ist nicht möglich.

Das heisst aber auch, dass die Airlines ihre Verantwortung wahrnehmen müssen und beispielsweise auch Rückzahlungen an die Reisebüros leisten. Und Easyjet mit starker Präsenz in Basel und Genf kann bei Bedarf einen Notkredit beanspruchen, da der Umsatz in der Schweiz unter 500 Millionen liegt.

Aber weder die Swiss noch Easyjet sind Schweizer Firmen…

Das stimmt, aber Swiss hat trotzdem eine Schweizer Identität. Erfolgreich war die Swiss letztlich auch nur, weil sie Teil eines starken Verbundes mit Lufthansa als Muttergesellschaft ist. Ein Schweizer Alleingang in einem solch globalen Geschäft ist nicht möglich.

Die Swiss hat in den letzten Jahren Betriebsgewinne im dreistelligen Millionenbereich geschrieben. Nun will sie staatliche Hilfe. Passt das zusammen?

Die Swiss hatte ein sehr gutes Businessmodell, nun steht alles still. Keine Firma der Welt kann überleben, wenn sie über mehrere Monate praktisch keinen Umsatz macht.

Wie wird die Luftfahrtindustrie aussehen, wenn die Krise bewältigt ist?

Die eine oder andere Fluggesellschaft wird verschwinden. Es wird generell weniger geflogen werden und länger gehen, als man zum Teil den Eindruck hat, bis sich das Ganze wieder erholt. Ich rechne mit kleineren Flotten und mehr Arbeitslosen.

Was bedeutet das für die Ticketpreise?

Alle sagen, dass die Preise steigen werden. Ich bin da nicht so sicher. Man bleibt in einem globalen Wettbewerb und der eine oder andere wird es auch wieder mit Tiefstpreisen probieren. Aber man muss jetzt schauen, wie die Grenzöffnungen vorankommen und wohin man überhaupt fliegen kann. Man muss leere Plätze im Flugzeug einkalkulieren.

Der Preiskrieg unter den Airlines könnte aber ein Ende haben?

Es sind ja nicht die Fluggesellschaften, die das primär verursachen, sondern die Konsumenten. Leute sagen mir, sie hätten gerade 150 Franken für einen Flug nach Mallorca bezahlt, das sei doch viel zu teuer. Man hat sich an die tiefen Preise gewöhnt. Hier spielt einfach der Markt.

Der Flughafen Zürich ist ein internationaler Hub. Wird es nun weniger Direktverbindungen in die ganze Welt geben?

Die Hub-Systeme werden angepasst werden müssen. Sie sind jetzt, gerade innerhalb der Lufthansa, sicherlich zu gross. München, Frankfurt, Zürich: Da muss man sich nach der tatsächlichen Nachfrage ausrichten. Ein Hub-System ist volatil. Da wird es einen Domino-Effekt auf ganz viele Linien geben.

Das Gespräch führte Tobias Bossard.

10vor10, 29.4.2020, 21:50 Uhr ; 

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