- Das «Googeln» soll sich grundlegend verändern.
- Das hat das Unternehmen an seiner Entwicklerkonferenz bekannt gegeben.
- Für Google-User soll es viele neue Funktionen mit künstlicher Intelligenz geben. Und auch bei der klassischen Google-Suche soll KI mitmischen.
«Wir erledigen das Googeln für sie», laute die neue Devise bei der Websuche, sagte Liz Reid, die zuständige Top-Managerin, auf der Entwicklerkonferenz Google I/O am Dienstag. So könne man nun in einer Suchanfrage mehrere Fragen stellen – also nicht etwa nur, wo sich Pilates-Studios in der Stadt befänden, sondern auch, wie man dort hinkommt und ein Zeitfenster bucht.
Google will das KI-Feld nicht anderen überlassen
Konkurrent OpenAI hatte am Vortag für Schlagzeilen gesorgt mit der Live-Demonstration einer Version von ChatGPT, die sich fliessend mit Nutzern unterhalten und dabei auch visuelle Informationen von der Smartphone-Kamera berücksichtigen kann.
NZZ-Korrespondentin Marie-Astrid Langer hat die Google-Konferenz in der Nähe von San Francisco besucht. Sie sagt gegenüber SRF auf die Präsentationen der beiden Konkurrenten angesprochen: «Google kann mithalten.» Künftig werde man eine Anfrage nicht mehr ins Textfeld eintippen, «sondern man kann mit der Kameralinse auf etwas zeigen und eine Frage stellen».
Auf der Konferenz wurde auch demonstriert, dass es reicht, ein kurzes Video von einem defekten Plattenspieler zu erstellen, um eine Anleitung zu bekommen, wie sich das Problem bei diesem Modell beheben lässt. «Google-Suche ist generative KI in der Dimension der menschlichen Neugierde», sagte Konzernchef Sundar Pichai.
«Die Art und Weise, wie wir nun künftig googeln, soll sich grundlegend verändern», fasst Langer die Änderungen zusammen. In Zukunft würden nicht mehr einfach Links angezeigt, von denen manche auch noch von Sponsoren gezahlt seien, «sondern am Anfang von jedem Suchergebnis kommt dann eine smart zusammengefasste Antwort.»
Auf die Werbebranche könnten grosse Veränderungen zukommen
Offen ist, welchen Einfluss das auf das Geschäftsmodell von Webseiten haben wird, die davon abhängen, dass Nutzer über Google zu ihnen finden. Unklar ist auch, was das für die Einnahmen von Google aus Werbung im Umfeld der Internet-Suche bedeuten wird, die ein zentraler Geldbringer für den Konzern ist.
«Googeln ist ja die Art und Weise, wie wir nach Informationen im Internet suchen. Das ist auch die selbsterklärte Mission des Konzerns seit 25 Jahren: alle Informationen der Welt zusammenfassen», sagt NZZ-Korrespondentin Langer.
Der Umsatz mit der Werbung bei Suchanfragen mache laut Langer 80 Prozent des konzernweiten Umsatzes aus – 175 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. Google dominiere diesen weltweiten Markt für Suchanfragen mit einem Marktanteil von 89.5 Prozent.
Google versucht, die Sorgen von Webseiten-Betreibern zu zerstreuen, dass die KI-Überblicke den Datenverkehr zu ihnen versiegen lassen könnten. In bisherigen Probeläufen habe sich gezeigt, dass in den «AI Overviews» vielfältigere Links als sonst vorkämen – und Nutzer sich auch dorthin durchklickten, sagte Google-Managerin Hema Budaraju.
Die neue KI-gestützte Suche wird zunächst in den USA auf Englisch eingeführt. Sie soll aber in absehbarer Zeit nach Europa und den deutschsprachigen Raum kommen. «In der Art und Weise, wie Google diese Veränderungen einführt, ist der Konzern erstmal zurückhaltend, weil er natürlich weiss, dass er als Platzhirsch auch viel zu verlieren hat», erklärt Marie-Astrid Langer.