Darum geht es: Die Anlage-Stiftung Ethos hat untersucht, wie sich die Gehälter von Top-Managern und Verwaltungsräten entwickelt haben. Dafür wertete sie die Abstimmungsergebnisse der diesjährigen Generalversammlungen und die Vergütungsberichte von etwa 190 Schweizer Unternehmen aus. Ethos vertritt dabei die Interessen der Aktionäre von über 250 Pensionskassen. Sie nimmt an Generalversammlungen börsenkotierter Unternehmen teil und stimmt über die vorgeschlagenen Vergütungen von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ab.
Anstieg der Löhne bei CEOs von Grossfirmen: Es zeigt sich, die CEO-Löhne steigen weiter. Im vergangenen Jahr verdienten die Top-Manager börsenkotierter Schweizer Unternehmen im Swiss Market Index (SMI) durchschnittlich 8.3 Millionen Franken – 7.4 Prozent mehr als 2023. Einige Beispiele: David Layton von der Zuger Investmentfirma Partners Group erhielt 16.8 Millionen Franken, eine Steigerung um 141 Prozent. Roche-Chef Thomas Schinecker erhöhte sein Gehalt um 30 Prozent. UBS-Chef Sergio Ermotti kassierte 14.9 Millionen Franken.
Noch stärkere Sprünge bei CEOs mittelgrosser Firmen: Der Anstieg bei den mittelgrossen Unternehmen des SMIM fällt noch deutlicher aus: Ihre durchschnittliche Vergütung stieg 2023 von 3.1 auf 4.3 Millionen Franken – ein Plus von über 37 Prozent. Dazu trug auch das Gehalt des Galderma-CEOs bei. Flemming Ornskov, Chef des Pharmaunternehmens, erhielt 18.9 Millionen Franken und liegt damit an der Spitze aller Schweizer CEOs.
Das verdienen die Verwaltungsräte: Die Verwaltungsratspräsidenten der SMI-Unternehmen erhielten 2024 im Schnitt 2.3 Millionen Franken – 9.3 Prozent mehr als im Vorjahr, aber 8.8 Prozent weniger als 2014. Wie bei den CEOs sanken die Vergütungen zwischen 2014 und 2020, steigen jedoch seither wieder. Im internationalen Vergleich führt die Schweiz bei den Honoraren für nicht operative Präsidenten. Bei kleineren Firmen blieb die Entwicklung stabil: Präsidenten verdienten im Schnitt 946'000 Franken, bei noch kleineren Unternehmen 356'000 Franken.
Die Kritik: Ethos-Direktor Vincent Kaufmann bemängelt, dass Lohn und Leistung oft nicht zusammenpassen. Ein Beispiel: Unter der Führung des früheren Nestlé-Chefs Mark Schneider verloren die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns in den drei Jahren vor seinem Rücktritt bis zu 40 Prozent an Wert. Dennoch erhielt der Manager für seine letzten 8 Monate im Amt fast 10 Millionen Franken. Kaufmann kritisiert zudem die hohen variablen Gehaltsanteile (siehe Kasten). Sie würden übermässige Anreize schaffen, unnötige Risiken einzugehen.