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Debatte um Bankenregulierung UBS fordert mehr Respekt – doch dies ist keine Einbahnstrasse

«Wir müssen nicht geliebt werden, aber wir verlangen Respekt.» Mit diesem Satz bringt UBS-Chef Sergio Ermotti am Mittwoch auf den Punkt, was ihn an der aktuellen Debatte in der Schweiz rund um «seine» Bank und deren Regulierung stört.

Tatsächlich wird die Debatte äusserst emotional geführt – am Stammtisch, in den sozialen Medien und im Bundeshaus.

Volk kann eins und eins zusammenzählen

Kein Wunder. Das Volk hört vom Wirtschaftshistoriker, dass die nächste grosse Bankenkrise nur eine Frage der Zeit sei. Es sieht, dass Grossbanken offenbar so mächtig sind und waren, dass sie Gesetze und Aufsichtsbehörden ignorieren konnten. Die Credit Suisse war deshalb in der Krise weniger widerstandsfähig als sie eigentlich hätte sein sollen.

Das Volk kann eins und eins zusammenzählen und weiss, dass UBS plus CS grösser ist als nur UBS und damit das potenzielle Risiko für die Schweiz.

Es scheint so wichtig wie noch nie: Die UBS muss ihre Risiken jederzeit im Griff haben. Der Staat muss sie dabei überwachen und ihr die richtigen Regeln auferlegen. Dazu gehören Regeln für das Eigenkapital, das in der Krise benötigt wird, damit die Bank überleben kann oder zumindest so abgewickelt, dass die Schweizer Wirtschaft und das globale Bankensystem es verkraften können.

UBS warnt mantraartig vor Wettbewerbsnachteilen

Sergio Ermotti gehen die Regulierungsabsichten des Bundesrats aber zu weit. Sie sind «extrem» und «unverhältnismässig», wie er am Mittwoch sagte. Die geforderte volle Unterlegung der Ausland-Tochtergesellschaften würde laut UBS ein zusätzliches hartes Eigenkapital von 24 Milliarden Franken bedeuten.

Die Folge: Wettbewerbsnachteil gegenüber der direkten Konkurrenz – gemeint sind laut Ermotti die global systemrelevanten Banken. Eine Gruppe von rund 30 Finanzhäusern wie JPMorgan Chase, Citigroup, HSBC, Deutsche Bank oder BNP Paribas.

Keine Abwanderungspläne

Dem Volk gibt der UBS-Chef am Tag der Quartalsberichterstattung seine Perspektive mit: Die UBS sei auf dem richtigen Weg, sie sei wichtig für die Wirtschaft, schaffe Arbeitsplätze, zahle Steuern und biete ihrer Kundschaft ein konkurrenzfähiges Angebot.

Und er beteuerte erneut, die UBS hege keine Abwanderungspläne. Es sei wichtig, diese Fakten auf den Tisch zu legen, «es soll in ein paar Jahren niemand sagen können, warum habt ihr uns nicht darauf aufmerksam gemacht?»

Die UBS hat das Recht, mehr Respekt zu fordern – selbst, wenn die Bankbranche in der Vergangenheit ihren Ruf, das Vertrauen und den Respekt immer wieder selbstverschuldet aufs Spiel gesetzt hat. Aber akzeptiert die Grossbank ihrerseits, welche Schlüsse Volk und Politik aus dem CS-Debakel ziehen? Es wäre zu hoffen, denn Respekt ist keine Einbahnstrasse.

Andi Lüscher

Wirtschaftsredaktor

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Andi Lüscher arbeitet seit 2011 für Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Er ist Wirtschaftsjournalist und Moderator der Sendungen «SRF Börse» und «Eco Talk». Er publiziert insbesondere zu den Themen Börse, Finanz- und Arbeitsmarkt.

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SRF 4 News, 30.07.2025, 7 Uhr

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