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Co-Chefs bei Privatbank Zu zweit auf dem Chefsessel von Vontobel: Kann das gut gehen?

Die Privatbank Vontobel wird bald von einem Duo an der Spitze geführt: Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger. Die bisherige Leiterin des Investmentbereichs und der Leiter des Privatkundengeschäfts übernehmen gemeinsam den Job vom abtretenden Zeno Staub.

In der Schweiz ist aber eine Doppelspitze eher die Ausnahme als Regel. In den 20 SMI-Unternehmen gibt es keine Co-Geschäftsführung. Kann das also gut gehen – zu zweit auf dem Chefsessel?

Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger

Co-Chefs der Privatbank Vontobel

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Christel Rendu de Lint ist seit 2021 bei der Bank Vontobel und seit Januar 2023 Leiterin des Investment-Bereichs. Georg Schubiger ist seit 2012 Leiter des Privatkundengeschäfts bei Vontobel.

SRF News: Wo sehen Sie die Vorteile einer Doppelspitze?

Georg Schubiger: Wir haben sehr komplementäre Erfahrungen. Christel hat sehr viel auf der Investmentseite gemacht, ich auf der Distributionsseite. Diese Erfahrungen können wir kombinieren. Die Wissenschaft zeigt, dass Entscheide, die von einer diversen Gruppe getätigt werden, normalerweise die Besseren sind. Wir sind davon überzeugt, wenn wir das zusammen machen, werden wir erfolgreicher sein.

Es wäre trügerisch zu glauben, eine Person habe immer alle Antworten auf alle Fragen.
Autor: Christel Rendu de Lint Designierte Co-Chefin Vontobel

Christel Rendu de Lint: Die Welt ist heute so komplex, dass es trügerisch wäre zu glauben, dass eine einzige Person jederzeit alle Antworten auf alle Fragen hat.

Wo sehen Sie die Herausforderungen bei dieser Konstellation?

Georg Schubiger: Um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass beide wollen. Und Christel und ich, wir wollen. Eine enge Abstimmung und Kommunikation gehören natürlich dazu. Wir werden vereint auftreten. Man kennt das etwa vom Kollegialitätsprinzip des Bundesrats. Wir werden diskutieren, aber dann die Entscheide nach aussen gemeinsam vertreten.

Wir haben einen ‹Raise the Hand-Button›, mit dem wir einander signalisieren: Jetzt müssen wir sprechen.
Autor: Georg Schubiger Designierter Co-Chef Vontobel

Haben Sie sich auch Regeln für den Umgang miteinander festgelegt?

Georg Schubiger: Wir haben einen «Raise the Hand-Button», mit dem wir einander signalisieren: Jetzt müssen wir sprechen. Eine wichtige Regel ist auch, dass wir unsere Geschäftsleitung entscheiden lassen. Nicht nur die Menschen zuoberst entscheiden alles, sondern es ist ein diverses Gremium, das hier die richtigen Lösungen findet.

Doppelspitzen funktionieren vor allem dann, wenn Hierarchien flach sind. Sind Sie das bei Vontobel?

Christel Rendu de Lint: Absolut. Wir sind ein Unternehmen, das die Agilität, den Willen und die Teamarbeit besitzt. Daher haben wir heute definitiv die erforderliche Organisation, die es dafür braucht.

Ihr Präsident sagte in der NZZ, eine Doppelspitze funktioniere nur, wenn beide ihr Ego hinten anstellen. Wie ist das bei Ihnen?

Christel Rendu de Lint: Ich komme aus der Welt des Investierens und verwalte Portfolios. Das Einzige, das zählt, ist, die richtige Entscheidung für den Kunden zu treffen. Das ist das Einzige, das uns antreibt. Das Ego ist fehl am Platz, wenn es darum geht, vorwärtszukommen.

Das Interview führte Andreas Kohli.

SRF Börse, 3.10.2023, 19:25 Uhr ; 

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