Seit Ausbruch der Corona-Krise braucht die Schweiz weniger Strom. In den stark betroffenen Regionen wie dem Tessin und der Westschweiz beträgt der Rückgang bis zu 20 Prozent.
Etwas kleiner ist der Rückgang in der Deutschschweiz. Die BKW, die Teile des Kantons Bern und des Mittellandes abdeckt, registriert eine Reduktion von 9 bis 12 Prozent. Das unterscheide sich je nach Kundengruppe, also KMU, lokale Energieversorger, Grossverbraucher und Privathaushalte, wie Mediensprecherin Sabrina Schellenberg erklärt.
Homeoffice wirkt sich offenbar aus
Auffällig ist die Lage bei den Privathaushalten, denn diese haben jüngst gar etwas mehr Strom verbraucht als im Vergleich zu den Vorjahren. Das beobachten verschiedene Energieversorger.
Laut Axpo-Sprecher Tobias Kistner gab es in ländlichen Gebieten der Nordostschweiz eine leichte Zunahme des Stromverbrauchs, während es in städtischen Gebieten genau umgekehrt war.
«Das könnte darauf hinweisen, dass die vielen Leute im Homeoffice den Verbrauch angekurbelt haben, während er in den verwaisten Büros in den Städten zurückgegangen ist», schätzt Kistner. Die jüngsten Zahlen zum Stromverbrauch in den Städten Basel, Bern und Zürich stützen diesen Befund.
Das Homeoffice kurbelt den Verbrauch offenbar an, während er in den verwaisten Büros in den Städten zurückgegangen ist.
Deutsches Überangebot drückt Preise zusätzlich
Während der Stromverbrauch zurückgegangen ist, ist der Strompreis regelrecht eingebrochen. Bruno Burger, Professor für Solare Energiesysteme am Fraunhofer-Institut im deutschen Freiburg zu den Gründen: «Zum einen gibt es eine grosse erneuerbare Stromerzeugung in Deutschland vor allem mit Fotovoltaik und Wind. Durch das Überangebot fallen die Preise in den Keller, wie das derzeit auch beim Öl der Fall ist.»
Vor allem die Schönwetterphase führt dazu, dass in Deutschland derzeit viel Solarstrom produziert wird. Und weil Strom über die Grenzen hinweg gehandelt und geliefert wird, drückt das auch auf die Strompreise in der Schweiz.
Billiger wird der Strom zurzeit nicht
Entsprechend setzt das die einheimischen Energieversorger unter Druck: Doch solange die Preise nur vorübergehend tief seien, hielten sich die Auswirkungen in Grenzen, beteuern Axpo und BKW. Die Privathaushalte wiederum profitieren nicht von den aktuell tiefen Strompreisen. Denn diese werden jeweils im Voraus festgelegt – einmal pro Jahr.