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US-Ölpreis zeitweise im Minus Gründe und Folgen des historischen Ölpreis-Zerfalls

In den USA gab es gestern Montag erstmals Geld für den Kauf von Öl. In Europa ist die Lage noch etwas weniger dramatisch.

Was ist passiert? Der Preis für leichtes US-Öl der Sorte WTI kollabierte am Montag und fiel von am Morgen noch über 18 US-Dollar je Barrel (159 Liter) erstmals in der Geschichte ins Minus. Zeitweise lag er unter 40 US-Dollar und schloss bei -37.63 Dollar. Käufer werden bei der Abnahme dieses Öls damit Geld erhalten. Am Dienstag erholte sich der Preis wieder leicht, ein Barrel kostete am Morgen wieder 1.40 Dollar.

Was ist die Ursache für den Preissturz? Der US-Ölpreis leidet darunter, dass die Lager weltweit überfüllt sind und zugleich die Produktion nicht so schnell gedrosselt werden kann wie eigentlich nötig. Die Corona-Pandemie legt die ohnehin schon in billigem Öl schwimmende US-Wirtschaft lahm – der Bedarf an dem Rohstoff sinkt dadurch kräftig weiter. Hinzu komme der sogenannte Super Contango, sagt SRF-Börsenkorrespondent Jens Korte. «Die noch bis heute Dienstag gültigen Öl-Kontrakte für Mai sind deutlich weniger wert als jene für Juni. Deshalb wollte erstere schlicht niemand mehr haben.» Der Juni-Preis liegt aktuell bei knapp 19 US-Dollar.

Was sorgte für die «Stabilisierung»? Am Dienstag erholte sich der Öl-Preis wieder etwas und stieg immerhin wieder ins Positive. US-Präsident Donald Trump hatte am Abend angekündigt, bis zu 74 Millionen Fässer Rohöl kaufen und damit die nationalen Reserven aufstocken zu wollen. Er werde den Kongress um die nötigen Mittel bitten, um sich den Niedrigpreis-Rekord am Ölmarkt zunutze zu machen, es sei «eine tolle Zeit, Öl zu kaufen». Doch der Preisdruck bleibt angesichts nur langsamer Förder-Drosselungen und anhaltender tiefer Nachfrage hoch.

Was bedeutet der Zerfall für die US-Wirtschaft? Die schon ohne den zwischenzeitlichen Fall ins Negative tiefen Ölpreise bedrohen die Arbeitsplätze im Energie-Sektor massiv. Dieser steht für 8 Prozent des US-Wirtschaftswachstums. Beobachter rechnen für das erste Quartal mit dem Verlust von bis zu 30 Prozent der Jobs im Ölsektor. «Die in den letzten Jahren aufgebaute Energie-Unabhängigkeit der USA ist gefährdet», sagt Börsenkorrespondent Jens Korte. Besonders den Fracking-Unternehmen drohten reihenweise Konkurse. Es könne zu einem Domino-Effekt kommen. «Für die für Schulden der Ölunternehmen bürgenden Banken könnte das recht teuer werden.»

Warum blieb der europäische Ölmarkt «verschont»? Wenngleich auch der Brent-Ölpreis am Dienstag unter 20 Dollar fiel, ist dieser doch noch nicht ganz so stark unter Druck wie die amerikanische Variante WTI. In Europa entlasten als Zwischenlager genutzte Öltanker den Öl-Markt vorerst noch etwas. In den USA wird der Preisdruck derweil insbesondere durch die gewaltigen Fördermengen des in Europa äusserst kritisch gesehenen Frackings hochgehalten. Im Vergleich mit Russland oder Saudi-Arabien fehlt den USA zudem die Option, volle Öllager durch einfachen Export via Pipelines zu entlasten.

SRF4 News, 01:00 Uhr ; 

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