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CS unter Druck Was läuft bei der Credit Suisse schief?

Eigentlich hatte das Jahr 2021 für die Credit Suisse doch so gut angefangen. CS-Chef Thomas Gottstein sprach Mitte Februar im Interview mit Radio SRF vom besten Start seit 10 Jahren!

Nachdem er zahlreiche Altlasten seiner Vorgänger, etwa einen hängigen Rechtsfall in den USA, teuer aus dem Weg geräumt hatte, sagte Gottstein hoffnungsvoll: «Und von daher bin ich jetzt eigentlich zuversichtlich, dass wir das Jahr 2021 anfangen können und vorwärts schauen können.»

Credit Suisse plötzlich in Rückenlage

Nun aber steht die Führung der zweitgrössten Schweizer Bank mit dem Rücken zur Wand. Die CS ist gleich in zwei grosse Finanzskandale verwickelt – Archegos und Greensill.

Die beiden Fälle hängen nicht zusammen. Aber in beiden Fällen drohen Milliardenverluste. Bei Greensill werden sie auf bis zu drei Milliarden Dollar geschätzt.

Bei Archegos – dem neuen Skandal, der diese Woche hinzugekommen ist – ist noch sehr viel unklar. Entsprechend schiessen die Spekulationen ins Kraut. Und entsprechend heftig reagierte in den letzten Tagen der Kurs der CS-Aktie.

Spekulationen zum Ausmass der Verluste

Hinter den Kulissen versucht die CS-Führung mit Hochdruck zu eruieren, wie gross ihre Verluste bei Archegos sind. Das Finanzvehikel hatte sich verspekuliert – mit Geld, dass es unter anderem von der CS bekommen hatte.

Die Verluste aus beiden Skandalen zusammen dürften mehrere Milliarden Dollar betragen und könnten somit rasch den gesamten Vorjahresgewinn der Bank von 2.7 Milliarden wegfressen. Das Eigenkapitalpolster der Bank, das als Sicherheit dient, dürfte schrumpfen.

Nicht der erste Skandal

Ein weiteres Problem ist der enorme Reputationsschaden. Einmal mehr. Denn Archegos und Greensill sind nur zwei weitere Fälle in einer langen Liste von Skandalen, in die die CS verstrickt ist. Da drängt sich die Frage auf, was das mit der Bank-Führung zu tun hat.

Urs Rohner
Legende: CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner an einer Medienkonferenz zur Beschattungsaffäre am 1. Oktober 2019 in Zürich. Keystone/Archiv

Konkret mit Verwaltungsratspräsident Urs Rohner: Er sitzt seit 10 Jahren an der Spitze. Und in all den Jahren hat er alle Skandale aussitzen können: Von der Milliarden-schweren Strafzahlung im US-Steuerstreit über andere happigen Bussen bis zur Beschattungsaffäre rund um den ehemaligen Chef Tidjane Thiam.

Der Neue kommt keine Minute zu früh

In all den Jahren hat es Rohner nicht geschafft, die Bank in ruhigere Gewässer zu lenken. Das obliegt nun dem Portugiesen Antonio Horta-Osorio, der Urs Rohner Ende April auf dem Präsidentenstuhl ablösen wird. Ein Wechsel, der eine Chance ist, und der keine Minute zu früh kommt.

Echo der Zeit, 01.04.2021, 18:00 Uhr

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