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Nach Schliessung von Fonds Greensill-Skandal: Credit Suisse stellt Topmanager kalt

Die Grossbank Credit Suisse rutscht immer tiefer in den Strudel des Greensill-Debakels. Vergangene Woche kam die Bank in die Schlagzeilen, weil die Grossbank der Greensill-Fonds in der Höhe von 10 Milliarden Franken schloss, heute stellt sie die verantwortlichen Topmanager kalt. Auch die Finanzmarktaufsicht (Finma) ist bei der Grossbank vorstellig geworden.

Turbulenzen haben personelle Folgen

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Die CS hat den Leiter des Asset Management Schweiz und Europa, Michel Degen, sowie zwei weitere Kadermitarbeiter von ihren Aufgaben entbunden.

Die Credit Suisse kündigte die Suspendierung der drei Mitarbeitenden des CS Asset Management in einer internen Mitteilung an. Eine Begründung gab sie darin nicht an.

Gemäss einem Bericht des Portals Finews war Degen einer der «Architekten» der Lieferketten-Finanzierungsfonds, welche die CS gemeinsam mit der inzwischen insolventen Gesellschaft Greensill Capital angeboten hatte.

In groben Zügen funktioniert das Greensill-Geschäftsmodell etwa so – man sagt dem auch Factoring. Eine Firma kauft offene Rechnungen von Gläubigern und bezahlt diese sofort mit einem kleinen Abschlag. Der Vorteil für die Gläubiger: Sie erhalten ihr Geld ohne Verzug.

Das Geld wird dann später beim Schuldner eingetrieben. Die Gläubiger verzichten dafür auf einen Teil des offenen Betrags. Die Firma verdient am Abschlag auf den Rechnungsbetrag des Gläubigers.

Die Greensill Capital

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Die Finanzgesellschaft Greensill Capital ist eine britisch-australische Finanzgesellschaft, welche 2011 vom Banker Lex Greensill gegründet wurde. Sie ist auf Lieferketten-Finanzierung spezialisiert. Dabei verpackt das Unternehmen Forderungen in Wertpapiere und platziert diese bei Investoren. Tochterunternehmen von Greensill Capital ist die Bremer Greensill Bank.

Greensill bezahlte die Schulden aber mit Geld von Investoren, vor allem in Deutschland und Grossbritannien, mit Geld von institutionellen Anlegern wie Pensionskassen, Gemeinden oder Banken. Diese Forderungen der Gläubiger seien von Versicherungen gedeckt gewesen, schreibt das Finanzmedium finews.ch, unklar sei allerdings in welcher Höhe.

«Greensill ist eine Blackbox»

Solche klassische Lieferketten-Finanzierungen seien ein sehr sicheres Geschäft, weil es wirklich um bestätigte Forderungen gehe, die mit relativ wenig Risiken behaftet seien, sagt Wirtschaftsprofessor Erik Hoffmann von der Universität St. Gallen. Weltweit seien es zig Billionen, die zwischen den Unternehmen gehandelt würden. Es sei ein Massengeschäft mit tiefer Marge

Allerdings zeigt sich, dass Greensill Capital auf Sand gebaut war. Die Strukturen von Greensill seien total verschachtelt und intransparent, eine Blackbox, sagt Hofmann. Das Unternehmen hat mittlerweile Insolvenz angemeldet.

Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Investoren der Fonds ihr Investment möglichst zurückerhalten.
Autor: Credit Suisse in einer Stellungnahme

Deswegen ist auch unklar wie werthaltig diese Schulden sind, die Greensill verbriefte, diese in Fonds verpackte und an Grossinvestoren wie Pensionskassen verkaufte – auch der Credit Suisse. Die CS-Greensill-Fonds verfügten über Einlagen von 10 Milliarden Franken. Diese werden nun aufgelöst.

Die Credit Suisse schreibt SRF News: «Unsere oberste Priorität sind die Investoren der Fonds. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass sie ihr Investment möglichst zurückerhalten. Eine erste Tranche von über drei Milliarden US-Dollar wird diese Woche ausbezahlt.» Offen bleibt allerdings die Frage, wie viel Geld vom Rest noch vorhanden ist.

SRF 4 News, 10.03.2021, 17:00 Uhr

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