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Cyberkriminalität So geht die Polizei gegen betrügerische Webshops vor

Die Suche nach Schnäppchen führt manchmal zu betrügerischen Webshops. Die Polizei hat ein neues Tool im Kampf dagegen.

«Wenn ein Schnäppchen im Internet fast zu gut ist, um wahr zu sein, muss man stutzig werden», sagt Serdar Günal-Rütsche, Leiter des Netzwerks der kantonalen Polizeibehörden im Kampf gegen die Internetkriminalität. Die Kundinnen und Kunden dürften sich nicht davon blenden lassen, wenn ein Webshop eine .ch-Adresse habe und wie ein professioneller, seriöser Schweizer Anbieter daherkomme.

«Von überall aus kann man .ch-Adressen reservieren. Das nutzen Cyberbetrüger natürlich aus, auch wenn man auf einer Seite sieht, dass die Angebote in Schweizer Franken angeboten werden. Das sind keine Zeichen dafür, dass das wirklich eine vertrauenswürdige Website ist», sagt er.

Switch gibt Verantwortlichen einen Monat Zeit

Erfährt die Polizei von einer betrügerischen Website, veranlasst sie deren Löschung. Switch, die Registrierungsstelle für Schweizer Internet-Adressen, sperrt die Adresse zunächst für 30 Tage. Wenn sich in dieser Zeit die Halterin oder der Halter der Website nicht meldet und protestiert, bleibt sie gesperrt.

Letztes Jahr wurden nach Auskunft von Switch gut 1000 Webshops mit betrügerischen Absichten vom Netz genommen. Es sei allerdings eine Art Katz-und-Maus-Spiel, sagt Günal-Rütsche. Kaum werde ein Webshop gelöscht, tauche er unter neuer Adresse wieder auf: «Ein Betrüger kann in Kürze 200 Webshops online schalten. Wenn eine Seite blockiert wird, kopiert er den Inhalt, reserviert eine andere Domain und schaltet alles wieder auf.»

Ein Tool für die ganze Schweiz in Arbeit

Die Cybercrime-Abteilung der Zürcher Kantonspolizei hat deswegen das Tool «Queen Guard» entwickelt. Der Algorithmus sucht nach bekannten Mustern beim Inhalt der Website und spürt so betrügerische Webshops mit .ch-Adresse auf. Gemäss den Verantwortlichen können gewisse Webshops schon Stunden nach ihrer Aufschaltung wieder vom Netz genommen werden.

Darum soll «Queen Guard» bald weiterentwickelt und in der ganzen Schweiz zum Einsatz kommen, um falsche Webshops im grossen Stil zu sperren.

Jorgo Ananiadis
Legende: Jorgo Ananiadis, Präsident der Schweizer Piratenpartei, warnt vor allfälliger Zensur. Keystone

Jorgo Ananiadis beobachtet dieses Vorgehen kritisch. Er setzt sich als Präsident der Schweizer Piratenpartei für die Freiheit im Internet ein. Natürlich müssten die Behörden gegen Betrug im Internet vorgehen, sagt er.

Er gibt aber zu bedenken: «Die Grenze zur Zensur ist sehr nah, sodass man das Risiko eingeht, dass plötzlich auch seriöse Webshops verschwinden.»

Sperrung «nach bestem Wissen und Gewissen»

Den Zensurvorwurf weist Jakob Dhondt von Switch zurück. Er weist darauf hin, dass die Website Sperrungen gemäss der schweizerischen Verordnung über Internet-Domains erlaubt sind. «Es ist sehr klar geregelt, was wir genau machen dürfen. Es ist nicht so, dass wir willkürlich Domains blockieren. Genau deswegen arbeiten wir mit Behörden zusammen, die für diese Gebiete Spezialisten haben. Da geht man sehr bedächtig vor, um nach bestem Wissen und Gewissen wirklich nur Sachen zu blockieren, die auch bösartig sind.»

Die Betrüger selbst gehen übrigens oft straffrei aus, denn gemäss dem Netzwerk der Polizeibehörden sitzen die Betreiber der betrügerischen Webshops zu 95 Prozent im Ausland und sind dort fast nicht zu orten. Darum geht das digitale Katz-und-Maus-Spiel mit dem täglichen Löschen von falschen Webshops weiter, damit möglichst wenig Leute auf sie hereinfallen.

Info 3, 23.02.2021, 17:00 Uhr

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