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Dank Gesundheitsbereich «Hervorragend»: Arbeitslosigkeit auf historischem Tiefstwert

  • Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 2023 2.0 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte.
  • Der Wert ist damit so tief wie seit 2001 nicht mehr. Damals hatte die Quote bei 1.7 Prozent gelegen.
  • Der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt steht das Problem des Fachkräftemangels entgegen.

«Das Jahr 2023 war hervorragend», resümierte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, mit Blick auf die Arbeitsmarktstatistik. «Viele Indikatoren am Arbeitsmarkt bewegen sich auf historischen Tiefstwerten oder Höchstwerten, je nachdem, um was es genau geht.»

In absoluten Zahlen waren im vergangenen Jahr im Durchschnitt 93'536 Personen arbeitslos gemeldet, 6.1 Prozent weniger als im Jahr davor. Rückgänge waren in allen Regionen, Alterskategorien sowie auch bei Frauen und Männern auszumachen. Und auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen sank deutlich.

Gesundheitsbereich stützt Arbeitsmarkt

Ein Grund für die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt ist, dass in den letzten Jahren viele neue Stellen geschaffen wurden. Bemerkenswert dabei: Ein Grossteil dieser neuen Stellen entstand im Bereich Gesundheit und Soziales, wie Zürcher sagt. «Gesundheit ist wahrscheinlich das teuerste Gut überhaupt. Und wenn sich die Einkommen gut entwickeln, dann werden mehr Dienstleistungen aus diesen Bereichen nachgefragt.» Diese Nachfrage kurble die Beschäftigung an.

Zum Arzt gehe man auch, auch wenn die Wirtschaft schwächelt, erklärt Zürcher. «Das bedeutet, dass die Schweiz insgesamt vielleicht etwas konjunkturresistenter wird.» Das stabilisiere die Schweizer Volkswirtschaft und damit auch die Beschäftigung.

Eine Pflegefachfrau führt einen Patienten in ein Zimmer.
Legende: Alltag im Inselspital in Bern: Die Beschäftigung im Gesundheitsbereich stabilisiert den Schweizer Arbeitsmarkt. Keystone/GAETAN BALLY

«Seit gut 20 Jahren sind Ausschläge nach oben bei der Arbeitslosigkeit weniger ausgeprägt», sagt Zürcher. Insgesamt nehme die Zahl der Menschen ohne Arbeit ab. «Das hat damit zu tun, dass viele Branchen nicht den Konjunkturzyklen ausgesetzt sind.»

Die Arbeitslosenquote ist im Laufe des vergangenen Jahres moderat angestiegen. So dürfte es aus Sicht des Seco auch weitergehen. Fürs Gesamtjahr prognostizieren die Ökonomen eine mit 2.3 Prozent weiterhin sehr tiefe Arbeitslosenquote.

Das sei keine Trendwende, sagt Zürcher: «Das ist eine Normalisierung. Es ist eine Bewegung hin zu einer etwas ausgeglicheneren Arbeitsmarktentwicklung.»

Fachkräftemangel bleibt ein Problem

Diese Normalisierung dürfte auch den Fachkräftemangel etwas entschärfen. Lösen wird sie das Problem aber nicht. Denn neben der wirtschaftlichen Lage gibt es auch strukturelle Gründe für den Mangel: Modellrechnungen zeigen, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Menschen in Pension gehen, als dass neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt eintreten. Die Spitze dieser Entwicklung sei erst um das Jahr 2030 erreicht, hiess es vom Seco.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse das Arbeitskräftepotenzial noch besser genutzt werden, fordert Zürcher. Er sieht Potenzial dazu in der Weiterbeschäftigung älterer Arbeitskräfte oder auch in der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere für Frauen.

Rendez-vous, 9.1.2024, 12:30 Uhr ; 

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