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Der starke Mann der UBS Wie schweizerisch ist die UBS noch, Herr Weber?

Kaum einer stand in den letzten Jahren länger an der Spitze einer europäischen Bank als Sergio Ermotti. Seit 2011 war er Chef der UBS. Nun geht er. Ab November führt der Niederländer Ralph Hamers die grösste Schweizer Bank. Verwaltungsratspräsident Axel Weber erklärt, wie es zur überraschenden Besetzung kam – und warum es keine interne Lösung gab.

Axel Weber

Verwaltungsratspräsident der UBS

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Axel Alfred Weber ist ein deutscher Ökonom, Professor und Bankmanager. Er war seit Mai 2012 Verwaltungsratspräsident der Schweizer Grossbank UBS und hat nun die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht.

SRF News: Warum ist es Ihnen in der langen Zeit als Verwaltungsratspräsident nicht gelungen, eine interne Lösung für die Neubesetzung des Chefpostens zu finden?

Axel Weber: Es geht darum, dass wir die beste Person finden, die die Bank führen kann. Der Verwaltungsrat hat sich stark bemüht, sowohl interne als auch externe Kandidaten zu evaluieren. Wir haben diesen intensiven Prozess vor 15 Monaten begonnen. Am Schluss hatte der sehr erfahrene Executive Hamers die Nase vorne.

Jeder Chef einer Institution steht auf den Schultern seiner Vorgänger.

Er führt eine ähnlich grosse, global systemrelevante Bank. Er hat unheimlich viel Erfahrung im weltweiten Bankgeschäft. Er hat einen klaren Leistungsausweis, den unsere internen Kandidaten in der Form noch nicht hatten. Es mangelt uns nicht an guten Leuten. Aber CEO ist ein spezieller Job. Die Erfahrung eines CEO, der global über sieben Jahre ein Institut geführt hat, war ein wichtiger Teil der Entscheidung.

Was soll der neue Chef anders als der alte machen?

Er soll dasselbe wie Ermotti machen: die Bank weiterführen und liefern, was CEOs liefern sollen. Nämlich die Bank, die er jetzt vorfindet, bei seinem Ausscheiden besser hinterlassen. Das ist keine Wertung, sondern ein Anreiz, den jeder CEO haben muss.

Der neue Chef wird so viel verdienen wie er leistet.

Jeder Chef einer Institution steht auf den Schultern seiner Vorgänger. Es geht darum, auf den Erfolgen von Ermotti aufzubauen. Zudem muss er Teams aufbauen und eine Führungsriege um sich vereinen, die diese komplexe globale Bank führen kann. So wie ich Hamers kenne, bin ich ziemlich sicher, dass ihm das gelingen wird.

Thema Chefsaläre: Bekommt der neue gleich viel wie der alte?

Der neue wird so viel verdienen, wie er leistet. Auch Ermotti hat zu Beginn seiner Amtszeit nicht dasselbe Gehalt wie in den letzten Jahren gehabt. Er fing eindeutig im einstelligen Millionenbereich an. Wir werden uns Hamers Leistung anschauen. In diesem Jahr wird er weitestgehend hinter Ermotti versuchen, die Bank besser zu verstehen.

Wir brauchen die Expertise, die eine globale Bank benötigt. Das machen wir nicht am Nationalitäten-Pass fest, sondern am UBS-Pass.

Er wird, wie ich, als ich in die Schweiz kam, eine Helvetisierung durchlaufen müssen. Dies, indem er die Bank in ihrer Komplexität aber auch in ihrer regionalen Verankerung in der Schweiz kennenlernt. Das wird seine Mission sein in diesem Jahr und darauf legen wir wert. Welche Leistung er bringt, werden wir im nächsten Jahr beurteilen.

An der Medienkonferenz war spürbar, dass es Ermotti nicht leicht fällt, den Chefposten abzugeben. Wird er in zwei Jahren Ihr Nachfolger?

Wir werden uns mit dieser Frage frühestens 2021 auseinandersetzen, wenn der neue CEO fest im Sattel sitzt. Zurzeit sind Sergio und ich darauf fokussiert, dass wir das Beste für die Bank tun. Wir achten viel weniger auf die Themen, die die Medien interessieren. Uns interessiert Kontinuität und Erfolg bei der UBS – und unser Beitrag, den wir dazu leisten können.

Die Medien interessiert auch die Frage, wie schweizerisch die UBS noch ist. Man könnte ja sagen, dass mindestens ein Top-Posten von einer Schweizerin oder einem Schweizer besetzt sein sollte. Das würde auch für Ermotti als Ihren Nachfolger sprechen?

Sie versuchen es wieder. Sowohl der Chairman als auch der CEO der Schweizer UBS sind Schweizer. In dieser 20'000 Mitarbeiter umfassenden Bank haben wir einen absoluten Schweizer Inhalt. Und die Schweiz ist unser wichtigster Heimatmarkt. Es gibt keine international erfolgreiche Bank, die in ihrem Heimatmarkt nicht erfolgreich ist.

Aus dieser Stärke der Schweiz ziehen wir auch das Vertrauen und Selbstvertrauen für unsere internationalen Geschäfte. Hier brauchen wir die Expertise, die eine globale Bank benötigt. Das machen wir nicht am Nationalitäten-Pass fest, sondern am UBS-Pass. Diesen muss sich Hamers noch verdienen. Mir ist es wichtig, dass es jemand ist, der die UBS versteht, bevor er sie führt.

Das Gespräch führte Jan Baumann.

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