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Dieselaffäre bei Volkswagen Dieselskandal: Vier Ex-VW-Manager schuldig gesprochen

  • Im Strafprozess zur Dieselaffäre sind vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden.
  • Die Wirtschaftsstrafkammer des deutschen Landgerichts Braunschweig verurteilte zwei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen, zwei Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.
  • Mit dem Urteil geht ein riesiges Verfahren nach fast vier Jahren zu Ende.

Der Skandal um Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos war im September 2015 aufgeflogen. In den USA hatte der Wolfsburger Autobauer kurz zuvor falsche Testergebnisse eingeräumt. Wenige Tage später trat Konzernchef Martin Winterkorn zurück. VW schlitterte in eine der grössten Krisen, die den Konzern nach eigenen Angaben bisher etwa 33 Milliarden Euro kostete.

Der VW-Dieselskandal

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2005: Während der Amtszeit von VW-Chef Bernd Pischetsrieder und VW-Markenchef Wolfgang Bernhard soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) die Entscheidung zum Einbau der Manipulationssoftware in Dieselfahrzeugen zwischen 2005 und 2006 gefallen sein, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale in Wolfsburg. 

2007: Der bisherige Audi-Vorstandschef Martin Winterkorn wird Nachfolger von VW-Chef Pischetsrieder.

2014: Forscher des Forschungsinstituts International Council on Clean Transportation und der Universität West Virginia decken erhöhte Emissionswerte bei einigen Volkswagen-Modellen in den USA auf.

2015: Gegenüber der US-Umweltbehörde EPA räumt Volkswagen USA die Manipulation der Abgaswerte offenbar ein. Gegenüber der Öffentlichkeit schweigt sich der Konzern aber weiter aus.

Nach der Veröffentlichung der Vorwürfe durch die US-Umweltbehörde EPA gibt Volkswagen die Manipulation der Abgaswerte bei Dieselmotoren zu. Die Manipulation weitet sich zu einem Skandal aus. Weltweit sind etwa 11 Millionen Fahrzeuge betroffen.

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn kündigt eine umfassende Aufklärung an und tritt kurze Zeit später als Vorstandchef zurück.

2016: Die USA verklagen VW. Das US-Justizministerium wirft dem Wolfsburger Autobauer den Einsatz von Betrugssoftware und Verstösse gegen das Klimaschutzgesetz vor. Erste strafrechtliche Ermittlungen gegen VW-Manager beginnen.

2017: VW bekennt sich in den USA offiziell schuldig. Das Unternehmen wird zu einer Strafe von 4.3 Milliarden Dollar verurteilt. Erste Manager werden verhaftet.

2019: Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn wird wegen Betrugs angeklagt.

Nun wurden vier Ex-VW-Manager wegen Betrugs schuldig gesprochen: Ein ehemaliger Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung muss für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Zwei Jahre und sieben Monate Haft erhält der frühere Leiter der Antriebselektronik. Der ranghöchste Angeklagte, ein Ex-Entwicklungsvorstand von Volkswagen, erhält ein Jahr und drei Monate auf Bewährung. Ein ehemaliger Abteilungsleiter wird zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

Während die Angeklagten aus Sicht der Ermittler überführt sind, wehren sich die Männer und sehen sich als Bauernopfer. Die Staatsanwaltschaft hatte zwischen zwei und vier Jahren Gefängnis gefordert und hielt nur in einem Fall Bewährung für angebracht. Die Verteidigung dagegen plädierte auf drei Freisprüche und eine Verwarnung.

Weitere Verfahren im Dieselskandal

Das Urteil ist nicht rechtskräftig, und die juristische Aufarbeitung ist auch nach diesem Schuldspruch nicht beendet. In Braunschweig sind nach dem ersten Prozess und dem Komplex gegen den Ex-Vorstandchef Martin Winterkorn noch vier weitere Strafverfahren gegen insgesamt 31 Angeklagte offen, wie ein Sprecher des Landgerichts sagte.

Schwarzer VW Golf mit Auspuffrauch auf Strasse.
Legende: Vier frühere Führungskräfte von Volkswagen sind im Strafprozess zur Dieselaffäre wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. IMAGO / Frank Sorge

Ursprünglich geplant war, dass der frühere Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Mittlerweile äusserte sich Winterkorn sowohl als Zeuge als auch als Angeklagter vor Gericht und wies dabei die Verantwortung für den Dieselskandal entschieden von sich.

Ein Unfall mit einem Klinikaufenthalt unterbrach den Prozess gegen den prominentesten Angeklagten aber. Ob und wann das Verfahren gegen den mittlerweile 78-Jährigen fortgesetzt werden kann, ist völlig offen.

SRF 4 News, 26.05.2025, 11:00 Uhr ; 

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