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«Dry Christmas» Kein Alkohol an Weihnachten: Firmen reagieren auf Trend

Es muss nicht nur Orangensaft sein: Immer mehr Menschen prosten sich über Weihnachten und an den Neujahrspartys mit alkoholfreien Getränken zu. Darauf hat die Alkoholindustrie reagiert und bietet eine zunehmend grössere Auswahl an.

Alkoholfreie Getränke sind hierzulande zwar noch ein kleiner Markt: Beim alkoholfreien Bier beträgt der Anteil etwa rund fünf Prozent. Die Tendenz zeigt aber deutlich nach oben.

Das spüren auch die etablierten Marken: Die dänische Brauerei Carlsberg, der die Marke Feldschlösschen gehört, verzeichnete bei ihren alkoholfreien Produkten in der Schweiz im zweiten Quartal 2023 beispielsweise ein Umsatzwachstum von acht Prozent.

Zwei Gläser mit Inhalt
Legende: Immer mehr Menschen stossen zu Weihnachten alkoholfrei an. (Symbolbild) IMAGO/YAY Images

«Überall wollen die Konsumenten eine gesündere und ausgewogenere Lebensweise, und das spiegelt sich auch in ihrer Getränkewahl wider», erklärt ein Carlsberg-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Marktvolumen von mehreren Milliarden erwartet

Gemäss aktuellen Zahlen des International Wine & Spirit Research Institute (IWSR) war die alkoholfreie Getränkekategorie in den letzten fünf Jahren die dynamischste aller Getränkekategorien. Bis 2030 werde der Markt ein Volumen von mehreren Milliarden Dollar haben. «Der Trend zur Alkoholfreiheit ist weltweit erkennbar, und die Schweiz ist hier keine Ausnahme», bestätigt etwa eine Sprecherin von Campari.

Alkoholfreie Alternativen für Wein müssen sich noch etablieren

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Wein ist im wachsenden Markt für alkoholfreie Getränke ein Spezialfall. Trotz steigender Nachfrage ist es noch immer schwierig, geschmacklich überzeugende Wein-Alternativen ohne Alkohol zu finden. Ihre Entwicklung läuft, es gibt aber diverse Hindernisse.

Das erste Problem ergibt sich für die Produzenten schon bei der Bezeichnung ihres Produktes. «Die grundlegende Definition von Wein der Internationalen Organisation für Rebe und Wein umfasst ausschliesslich ein Getränk, das durch die vollständige oder teilweise alkoholische Gärung von Weintrauben entsteht», sagt Hélène Noirjean, Direktorin des Schweizerischen Weinbauverbands Swiss Wine.

Der Mindestgesamtalkoholgehalt liege laut der Organisation bei mindestens 7 Prozent. Alkoholfreier Wein könne deshalb nicht als «Wein» bezeichnet werden, sagt sie. Gängige Begriffe sind etwa «Getränk auf Weinbasis», «entalkoholisierter Wein» oder auch «alkoholfreier Wein», wobei ein solcher – anders als «Wein ohne Alkohol», der gar keinen Alkohol enthalten darf – einen Alkoholgehalt von maximal 0.5 Prozent aufweisen darf.

Ein weiteres Hindernis ist die starke Fragmentierung des Weinmarktes. Anders als etwa die Märkte für Bier oder Spirituosen wird der Weinmarkt kaum von grossen, internationalen Konzernen beherrscht.

Dabei wäre genau das für die Entwicklung von alkoholfreiem Wein förderlich. «Ein multinationaler Konzern hat die Mittel, ausreichend in Forschung und Entwicklung zu investieren, um am Ende ein zufriedenstellendes Produkt zu haben», sagt Ettore Müller, kaufmännischer Leiter von Gialdi Vini in Mendrisio, der eine Dissertation zum Thema verfasst hat.

Beim Spirituosenkonzern Pernod Ricard waren alkoholfreie Getränke im hiesigen Markt laut einer Sprecherin im letzten Jahr für einen Umsatz von 2 Millionen Franken verantwortlich. Die Nachfrage habe sich innert Jahresfrist verdoppelt. Alkoholfreie Spirituosen seien sogar als einzige Kategorie der Gruppe im Schweizer Detailhandel gewachsen.

Dies solle so bleiben: «Die Aussichten seien äusserst positiv: Bis 2026 dürfte das Segment der alkoholfreien Spirituosen im zweistelligen Bereich wachsen», so die Sprecherin. Im Vergleich zu Ländern mit reiferen Märkten wie Grossbritannien habe die Schweiz einen grossen Wachstumsspielraum.

Wir stellen ein starkes Interesse in den Städten fest.
Autor: Christof Tremp Gründer und Geschäftsführer Rebels 0,0%

Vergangenes Jahr gründete Pernod Ricard eine operative Einheit für alkoholfreie Alternativen. Für Alkoholmarken ist es auch aus Werbesicht interessant, diesen Markt zu bedienen, denn alkoholfreie Drinks unterliegen nicht den gleichen Werbe-Einschränkungen wie die Originalprodukte.

Teure Herstellung

Beim Preis gibt es jedoch ein Dilemma: «Die Herstellung unserer Getränke ist teurer als das Äquivalent mit Alkohol, weil sie doppelt destilliert werden müssen», sagt Christof Tremp, Gründer und Geschäftsführer des auf Getränke ohne Alkohol spezialisierten Startups Rebels 0.0%. Gleichzeitig sei die Kundschaft nicht bereit, für alkoholfreie Getränke mehr zu bezahlen.

Die Generation Y konsumiert 20 Prozent weniger Alkohol als ihre Vorgänger.
Autor: Christof Tremp Gründer und Geschäftsführer Rebels 0,0%

Anders als manche Konkurrenten verzichtet Rebels 0.0% im Herstellungsprozess vollständig auf Alkohol. Deshalb enthält das Endprodukt keine Alkoholrückstände. Der Chef des vor drei Jahren gegründeten Zürcher Unternehmens sagt: «Wir stellen ein starkes Interesse in den Städten fest, wobei der Trend in der Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen und bei den Frauen ausgeprägt ist.»

Tremps Ansicht nach könnten sich in der Schweiz auch gänzlich alkoholfreie Cafés und Läden durchsetzen: «Die Generation Y konsumiert 20 Prozent weniger Alkohol als ihre Vorgänger, der Bedarf an Alternativen ist gross», so der Geschäftsführer. Rebels 0.0% erwartet derweil eine besonders hohe Nachfrage während der Weihnachtstage und des darauf folgenden Abstinenzmonats, dem «Dry January».

Video
Archiv: Alkoholfreie Schaumweine im Test
Aus Kassensturz vom 19.12.2023.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 26 Sekunden.

Kassensturz, 19.12.2023, 21:05 Uhr;

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