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Duell der Tech-Giganten Apple und Facebook auf Konfrontationskurs

Apple möchte den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre zurückgeben. Facebook wehrt sich dagegen und übt Kritik.

Viele Jahre wuchs Facebook fast ungebremst. Doch jetzt blickt der Konzern unsicheren Zeiten entgegen: Nicht nur die heftige Kritik nach der Änderung der Datenschutzbestimmungen bei Facebook-Tochter WhatsApp haben Spuren hinterlassen. Ungemach droht auch von der Europäischen Union, die grosse Tech-Konzerne besser regulieren möchte. Als wäre das noch nicht genug, bahnt sich jetzt auch noch ein Machtkampf mit Apple an.

Facebooks Ärger über Apple

Alles beginnt mit einer Meldung von Apple vor einigen Monaten. Das Unternehmen kündigt an, man wolle den Nutzerinnen und Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre zurückgeben. Die Nutzenden sollen mehr Möglichkeiten erhalten, zu entscheiden was mit ihren Daten geschieht.

Das plant Apple

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Der Tech-Konzern will mit dem nächsten Beta-Update für iOS und iPadOS Nutzerinnen und Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten verschaffen. Apps sollen in Zukunft für den Zugriff um Erlaubnis fragen müssen. Nutzerinnen und Nutzer sollen verhindern können, dass Informationen über ihr Verhalten von Apps und Werbediensten über einzelne Webseiten und Anwendungen hinweg gesammelt werden. Im firmeneigenen Report «A Day in the Life of Your Data» veranschaulicht Apple, wie Unternehmen bei der Datensammlung vorgehen. Das Update soll im Frühling zum Download bereitstehen.

Die Anpassung der Privatsphäre-Regeln ruft Facebook auf den Plan. Der Konzern befürchtet, dass dadurch die Personalisierung der Werbung ungenauer wird. Als Folge könnten die Werbeeinnahmen von Facebook schrumpfen. Denn der Konzern verspricht Werbekunden, die von ihnen gewünschte Zielgruppe mit Werbung zu erreichen.

Gesicht Nahaufnahme
Legende: Facebook-Chef Mark Zuckerberg kritisierte Apple an einer Telefonkonferenz scharf. Keystone

Die Werbekundschaft von Facebook – laut dem Konzern oft kleine und mittelgrosse Unternehmen – seien laut Zuckerberg vor allem die Leidtragenden. Sie seien besonders auf die personalisierte Werbung angewiesen.

Konflikt in der Öffentlichkeit

Nun geht Facebook-Konzernchef Zuckerberg in der Öffentlichkeit auf Apple los. So sagte er in einer Telefonkonferenz: «Ich möchte betonen, dass wir Apple verstärkt als einen unserer grössten Konkurrenten sehen». Im Vorgehen von Apple sieht er ein taktisches Motiv: «Apple mag behaupten, dass sie es tun, um den Leuten zu helfen – aber ihre Schritte folgen klar ihren Wettbewerbsinteressen.»

Apple mag behaupten, dass sie es tun, um den Leuten zu helfen - aber ihre Schritte folgen klar ihren Wettbewerbsinteressen.
Autor: Mark Zuckerberg Konzernchef Facebook

Egal ob Apple die Anpassung nun aus Eigeninteresse oder aus Gemeinnützigkeit vornimmt. Diese dürfte Facebook und viele andere Unternehmen noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Apple hält trotz der Kritik am Plan fest.

Beide Firmen trotzen der Krise

Während viele Unternehmen unter der Coronakrise leiden, haben die beiden Tech-Giganten die Krise bisher weitgehend unbeschadet überstanden. Sowohl Apple wie auch Facebook haben am Mittwoch die Zahlen für das vergangene Quartal veröffentlicht – und diese überzeugen.

Apple konnte einen Rekordgewinn verbuchen und überschritt einen Quartalsumsatz von 100 Milliarden Dollar. Auch Facebook legte im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu. Der Umsatz betrug im letzten Quartal 28.1 Milliarden Dollar.

Kniende Person mit Telefon
Legende: Das iPhone war auch im vergangenen Jahr mit Abstand das wichtigste Produkt von Apple. Keystone

Apple und Facebook geht es wirtschaftlich blendend. Doch jetzt befinden sich die beiden Unternehmen auf Konfrontationskurs. Ein Streit zwischen zwei Tech-Giganten um die Privatsphäre ihrer Nutzer. Beide machen mit Daten gute Geschäfte – bezahlen werden es weiterhin die Nutzerinnen und Nutzer.

Tagesschau, 28.01.2021, 19:30 Uhr

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