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Einen Monat nach dem Start Eurobus: Tiefe Auslastung und Verkehrsbussen

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Juni 2018 betreibt Eurobus täglich drei Linien quer durch die Schweiz.
  • Die erste Bilanz fällt positiv aus, nur bei der Auslastung gibt es noch Luft nach oben.
  • Verbesserungspotential gibt es auch bei den Standorten: Teilweise müssen die Busse an Tankstellen halten, wo das Rein- und Rausfahren schwierig ist.

Es war eine schwere Geburt: Nach langen Diskussionen erhielt Domo-Reisen als erstes Unternehmen eine Konzession für den Betrieb von Fernverkehrsbussen in der Schweiz. Doch Domo-Reisen hatte mehr Mühe als gedacht, musste zuerst den Start verschieben und verkaufte dann sogar dieses Geschäft an Eurobus.

Das grösste private Schweizer Busunternehmen betreibt nun seit dem 10. Juni 2018 zweimal täglich drei Linien quer durch die Schweiz von St. Gallen nach Genf, von Chur nach Sion und von Zürich über Basel nach Lugano. Angeschlossen sind auch die drei grossen Flughäfen der Schweiz.

«Wir sind mit dem Start eigentlich sehr zufrieden», sagt Roger Müri, der Leiter des Fernbus-Bereichs bei Eurobus. «Der Betrieb läuft operativ stabil und das war für uns am Anfang das Wichtigste – wir hatten keine Ausfälle und die Verspätungen waren verkehrsbedingt eigentlich im Rahmen unserer Erwartungen.»

Allerdings gesteht Roger Müri ein, dass viele Busse oft sehr leer sind. Er nennt SRF erstmals Auslastungszahlen: «Auf gewissen Strecken müssen wir uns mit fünf bis zehn Prozent Auslastung begnügen, auf anderen haben wir bis zu 50 Prozent Auslastung.» Zufriedenstellend sei das nicht.

SBB-Kunden sind selten

Genutzt würden die Fahrten vor allem von Touristen oder in der Schweiz wohnhaften Ausländern. Diese seien sich von ihrer Heimat eher lange Busreisen gewohnt, erklärt Roger Müri. Passagiere mit einem GA oder Halbtax – diese Abos gelten auch auf den Eurobus-Linien – seien dagegen eher selten.

Alle Passagiere, welche SRF an diesem Tag antrifft, begründen ihre Wahl in erster Linie mit dem Preis. In der Tat ist Eurobus etwa im Vergleich zur Bahn deutlich günstiger, denn das Unternehmen nützt den Spielraum, den es gibt – trotz geregelten Preisen für konzessionierte Linien. Angesprochen darauf sagt Ueli Stückelberger, der als Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr die Interessen der Schweizer ÖV-Unternehmen vertritt: «Eurobus muss günstiger sein. Aber die Qualität des klassischen öffentlichen Verkehrs – wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und der dichte Takt – sind Stärken, wo der öffentliche Verkehr unschlagbar ist.»

Schlechte Standorte ausserhalb der Zentren

Vor dem Start von Eurobus sorgten auch die Haltestellen für grosse Diskussionen. Teilweise erhielt das Unternehmen keine Standorte oder solche, die ausserhalb der Zentren lagen.

Roger Müri zeigt sich zwar grundsätzlich zufrieden, räumt aber auch hier ein: «Es ist richtig, dass wir an vielen Orten noch nicht die optimale Lösung gefunden haben.» Optimierungsbedarf sieht er vor allem dort, wo Eurobus auf privaten Grund habe ausweichen müssen.

So hält der Eurobus derzeit an fünf Orten bei Tankstellen, etwa in Bellinzona. Das hat auch schon zu Ärger mit der Polizei geführt. «Es gab vereinzelt Bussen, weil die Platzverhältnisse ein richtiges Reinfahren und Rausfahren fast nicht zulassen, ohne den privaten Verkehr zu behindern», sagt Roger Müri.

Diese «Handvoll» Verkehrsbussen zwischen 40 und 120 Franken habe Eurobus bezahlt. Gleichzeitig versuche man das Problem zu lösen.

Unklar ist, was Eurobus mit den sieben Konzessionsgesuchen macht, die das Unternehmen bereits dem Kauf des Fernbus-Geschäftes von Domo-Reisen eingereicht hat. «In den nächsten Monaten werden wir prüfen, welche dieser Gesuche wir umsetzen wollen und welche nicht. Bei einzelnen Linien sind Rückzüge sicherlich möglich», sagt Roger Müri. Ebenso seien Anpassungen bei den aktuellen Linien möglich. Allerdings sei klar: Insgesamt wolle Eurobus das Angebot ausbauen.

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