Die Fusionspläne von Fiat Chrysler mit Renault sind vorerst vom Tisch. Auch die politischen Voraussetzungen hätten eine Lösung verunmöglicht, sagt Frankreich-Korrespondent Daniel Voll.
Wie reagiert Frankreichs Politik auf die geplatzte Fusion?
Offenbar war Frankreichs Regierung vom schnellen Rückzug von Fiat-Chrysler nur halbwegs überrascht. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire meinte, Fiat-Chrysler habe seit Beginn der Verhandlungen Tempo gemacht, während sich Frankreich nicht unter Druck setzen lassen wollte. Das war offenbar das Problem.
Frankreich hat eine Reihe von Garantien für den eigenen Produktionsstandort verlangt.
Fiat-Chrysler sagt, in Frankreich seien die politischen Voraussetzungen nicht gegeben. Zu Recht?
Frankreich ist nach wie vor der wichtigste Aktionär bei Renault. Das müsste Fiat-Chrysler gewusst haben. Diese Rolle hätte der Staat im fusionierten Konzern an die Agnelli-Familie verloren. Das war sicher einer der Gründe, dass Frankreich eine Reihe von Garantien verlangt hat, auch für den eigenen Produktionsstandort.
Ging die französische Regierung mit der Forderung zu weit?
Vor allem bei den Arbeitsplatzgarantien hätte die Regierung wohl gar keinen Spielraum gehabt. Diese braucht sie schon aus innenpolitischen Gründen. Auch wenn solche nicht immer viel Wert sind, wie kürzlich die Entwicklung beim Technologiekonzern Alstom gezeigt hat.
Statt versprochener neuer Stellen, baut Alstom in Frankreich rund 1000 Jobs ab.
Bei Alstom hatte der US-Konzern bei der Übernahme neue Stellen versprochen. Jetzt werden in den nächsten Jahren in Frankreich rund tausend Arbeitsplätze abgebaut. Das hat sehr viel zu reden gegeben und auch den Druck auf die Regierung erhöht. Mehr Zeit verlangt Frankreich auch für die Gespräche mit dem japanischen Partner Nissan. Diese Allianz zwischen Renault und Nissan sei für den Konzern zentral, betont die Regierung.
Was wird Frankreichs Regierung jetzt tun?
Sie setzt bei Renault weiterhin auf die Allianz mit Nissan. Diese Allianz hat bereits in der Affäre um Ex-Konzernchef Carlos Ghosn gelitten. Kurzfristig muss der Wirtschaftsminister möglicherweise auch einen neuen Verwaltungsratspräsidenten suchen. Ghosn-Nachfolger Jean-Dominique Senard hat das Amt erst vor einem knappen halben Jahr übernommen und sich stark für die Fusion eingesetzt. Seine Stellung könnte nun stark beschädigt sein.
Das Gespräch führte Roger Aebli.