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Emissionen bei Firmen CO₂-Reduzieren statt CO₂-Kompensieren

Was tun eigentlich Firmen gegen die eigenen CO₂-Emissionen? Zu wenig, finden Experten.

CO₂ zu kompensieren sei eine billige Variante, sagt Umwelttechniker Jürg Rohrer: «In vielen Fällen dient sie dazu, dass man so weiterfahren kann, wie bisher», so der Professor für «Ecological Engineering» an der ZHAW. Das sei auch deshalb schlecht, weil es einige Fälle gebe, in denen CO₂-Kompensation nicht oder nur teilweise so viel gewirkt habe, wie man angenommen habe.

Zuerst reduzieren, dann kompensieren.
Autor: Jürg Rohrer Umwelttechniker

CO₂-Zertifikate gerieten in Kritik, weil sich bei einigen Projekten zeigte, dass Einsparungen geringer waren als versprochen oder doppelt gezählt wurden. Für Umwelttechniker Rohrer ist deshalb klar: «CO₂ kompensieren sollen Firmen erst, wenn sie zuerst selbst im Betrieb CO₂ vermieden oder reduziert haben.» In der Branche, die Kompensations-Zertifikate vermittle, sei das langsam angekommen. «Weil sie als Branche mehr oder weniger ein schlechtes Image bekommen hat.»

Umdenken beim Klima-Label

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Ein Umdenken zeigt sich auch bei der Firma ClimatePartner Switzerland. Das Beratungsunternehmen berechnet für Firmen den CO₂-Abdruck und vergibt Klima-Label. Um dieses zu erhalten, reichte es bisher, CO₂ zu kompensieren. Nun passt ClimatePartner das Geschäftsmodell an. «Es gibt dahingehend einen Shift, dass wir sagen, es gibt wirklich verpflichtende Reduktionsziele umzusetzen. Weil wir merken, die Anforderungen vom Markt zu haben und dass es das Bedürfnis von Unternehmen ist», so die Begründung der Geschäftsführerin Vanessa Müller. Das neue Label wird auch nicht mehr die Bezeichnung klimaneutral beinhalten. Weil der Ausdruck bei Konsumentinnen und Konsumenten oft für Verwirrung sorgte.

Klimaneutral würde heissen, dass man den CO₂-Ausstoss abfangen würde, bevor er in die Atmosphäre geht und dass er eben gar keinen Einfluss auf die Atmosphäre hätte, sagt Umwelttechniker Rohrer. «Das kommt aber in den wenigsten Fällen vor.»

Fossile Energie ersetzen

Massnahmen zum Klimaschutz haben schon viele Unternehmen ergriffen – vor allem, wenn es darum geht, im eigenen Unternehmen die Emissionen zu reduzieren oder bei der Energiezufuhr CO₂ zu sparen. Letzteres ist ein beliebtes Handlungsfeld. Beispielsweise auch bei The Tschuggen Collection. Die Hotel-Gruppe will bis Ende 2025 alle fossilen Energieträger ersetzen – mit Luft-Wärmepumpen, oder mit der Nutzung von See- und Grundwasser.

Anreise als Klimasünder

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Beim Anreiseverkehr müsste man ansetzen, um den CO₂-Fussabdruck weiter zu reduzieren, sagt Klimaexperte Jürg Rohrer. «Man müsste schauen, dass einerseits die Leute nicht von weither anreisen, dass sie möglichst nicht per Flugzeug anreisen, sondern mit dem öffentlichen Verkehr.»

Im Hotel in Arosa hat die Gruppe zum ökologischeren Wärmen und Kühlen der Zimmer einen Eisspeicher im Keller eingebaut. Dafür wird dem Abwasser des Hotels und benachbarter Gebäude Wärme entzogen und im Eisspeicher gelagert. Wie viel CO₂ die Hotelkette mit der Umstellung weg von fossilen Energieträgern einspart, will sie nicht sagen. Weitere Massnahmen seien geplant, sagt Co-Geschäftsführer Christian Klein. Was an Emissionen nicht vermieden oder reduziert werde, werde kompensiert. Auch würden die Gäste darauf aufmerksam gemacht, möglichst im ÖV anzureisen. Aber bevormunden könne man die Gäste nicht, so Klein. Genau hier müsste man aber ansetzen, sagt Umwelttechniker Rohrer.

Frau.
Legende: Sigg stellt nur noch Flaschen aus Recycling-Alu her. SRF

Sigg machts mit Recycling-Alu

Die Firma Sigg produziert in Frauenfeld Mehrwegflaschen. Diese seien ein Beitrag zum Klimaschutz, sagt Marketing-Chef René ab Egg. Die Flaschen, mehrheitlich aus Aluminium, sind aber energieintensiv in der Produktion und Beschaffung.

Das Unternehmen stellt deshalb nur noch Flaschen aus Recycling-Alu her. «Das Recyclingmaterial verursacht über 40 Prozent weniger CO₂-Ausstoss als das Material, das wir früher verwendet haben. Im Klartext heisst das, dass wir über 500 Tonnen CO₂ im Jahr einsparen.» Hatte eine Flasche mit neuem Alu früher einen Ausstoss von 1.5 Kilo CO₂ im Schnitt, liegt er heute mit Recycling-Material bei 900 Gramm.

Geschäftsmodelle anpassen

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Anpassungen an Geschäftsmodellen seien nötig, sagt Klimaexperte Jürg Rohrer. «Einige Business-Modelle werden in Zukunft gar nicht mehr gebraucht und andere wird man überdenken müssen, damit man mehr in eine Kreislaufwirtschaft hineinkommt», so Rohrer. Wo alles wiederverwendet werde.

Das reziklierte Material stamme aus Europa und man habe sichergestellt, dass es immer verfügbar sei. Zwar sei man damit noch lange nicht am Ende der Reduktion und es werde immer noch kompensiert. «Aber wir haben noch einen langen Massnahmenplan, wie wir den CO₂-Ausstoss weiter reduzieren wollen», so ab Egg. Etwa mit emissionsärmeren neuen Maschinen oder der Umstellung auf mehr Ökostrom. Ab Herbst sollen auch bei Edelstahlflaschen, die bei Sigg-Mutter in China hergestellt werden, auf Recycling-Rohstoff umgestellt werden.

10v10, 9.5.2023, 21:50 Uhr

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