Die Zahl
- 90 Milliarden Franken werden im kommenden Jahr vererbt werden.
Ökonom Marius Brülhart hat diese Zahl berechnet. Er sagt dazu: «Das ist ein riesiger Betrag. Das sind rund zwölf Prozent des Bruttoinlandprodukts und mehr als die gesamten Ausgaben des Bundes. Und das ist etwa doppelt so viel wie alle Rentenauszahlungen der AHV in einem Jahr.»
Die Entwicklung
- Die vererbte Summe hat sich in den letzten 30 Jahren fast verfünffacht . Sie ist deutlich mehr gewachsen als das Bruttoinlandprodukt, das sich in dieser Zeit knapp verdoppelt hat.
Marius Brülhart erklärt: «Ein Grund ist eine sehr hohe Sparneigung der Schweizer. Die Schweizer sterben – und das ist etwas sehr Gutes – im Durchschnitt mit ziemlich grossen Vermögen. Das liegt an unserer guten Alterssicherung. Der zweite Grund sind Wertsteigerungen bei Immobilien und Aktien. Wegen der tiefen Zinsen waren diese Werte in den letzten Jahren rasant am Steigen und das schlägt sich auch in den Erbschaftsvolumen nieder.»
Die Verteilung
- Das Durchschnittserbe liegt bei 147'000 Franken , wie der Kanton Bern auf Anfrage von SRF errechnet hat. Das – aussagekräftigere – Median-Erbe beträgt 46'000 Franken . Das heisst: 50 Prozent erben mehr, 50 Prozent erben weniger.
- Grosse Erbschaften von über 1 Million Franken gehen zu zwei Dritteln an die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Das restliche Drittel geht an die übrigen 90 Prozent der Bevölkerung.
Die Verlierer
- Nicht nur die Erbschaften wachsen in der Schweiz. Es schlagen auch mehr Menschen ein Erbe aus, meistens weil dieses überschuldet ist.
- In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl ausgeschlagener Erbschaften laut Creditreform verdreifacht: von 2470 auf 7730 .
Der Faktor Ungleichheit
- Erbschaften befeuern Ungleichheit – nicht nur, weil nicht alle erben. Auch unter den Erbenden entsteht auf längere Sicht immer mehr Ungleichheit.
Marius Brülhart erklärt: «Im Moment des Erbgangs hat die Erbschaft eher einen leicht ausgleichenden Effekt auf die Vermögensungleichheit. Wenn man aber verfolgt, wie sich das über die nächsten Jahre entwickelt, sieht man, dass Erben von kleineren Erbschaften diese relativ schnell aufbrauchen. Sie kaufen Autos oder andere Konsumgüter. Die Grosserben hingegen, also jene, die grosse Erbschaften bekommen, konsumieren das in der Regel nicht, sondern akkumulieren es noch weiter.»