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Euro in Bulgarien Trotz Korruption führt Bulgarien den Euro ein – kommt das gut?

20 der 27 Mitgliedsländer der EU haben den Euro als offizielle Währung. Nun stösst Bulgarien dazu. Was das bedeutet.

Die grosse Umstellung: Am 1. Januar 2026 wird Bulgarien das 21. Mitglied des Euroraumes. Der Euro löst den bulgarischen Lew als offizielles Zahlungsmittel ab. Die Umstellung erfolgt mitten in politischen Turbulenzen und trotz Regierungskrise. Nach massiven Protesten gegen die Korruption ist die prowestliche Regierung jüngst geschlossen zurückgetreten. Das Land steht vor unsicheren Zeiten.

Euroraum stabil: Für die Länder, die den Euro bereits haben, fällt die Aufnahme von Bulgarien trotz Instabilität des Landes nicht ins Gewicht. Bulgarien ist gemessen am Finanzplatz und der Bevölkerung ein kleines Land. Bereits jetzt nutzen 341 Millionen Menschen den Euro täglich als Währung, nun kommt ein Land mit einer Bevölkerung von gut sechs Millionen hinzu. Zuletzt haben Kroatien (2023), Litauen (2015), Lettland (2014) und Estland (2011) den Euro eingeführt.

Vorteile und Nachteile: Die Einführung des Euro bringt Bulgarien Vorteile. Der Handel wird vereinfacht, Umrechnungskosten entfallen und die Kursrisiken werden eliminiert. Dies könnte Bulgarien für Investoren interessanter machen. Und auch für Touristinnen und Touristen aus dem europäischen Raum wird es einfacher. Neu sind sämtliche Produkte in den Regalen in Euro angeschrieben. Ein Nachteil ist, dass das Land in Bezug auf die Währung die Unabhängigkeit verliert.

Banknoten und Münzen
Legende: Der Euro hat sich in vielen Ländern durchgesetzt. Keystone / APA / BARBARA GINDL

Länder ohne Euro: Inzwischen sind es nur noch sechs EU-Länder, die bislang auf den Euro verzichten, darunter Polen, Schweden, Tschechien und Ungarn. Dänemark hat eine Sonderrolle: Das Land hat den Wechselkurs seiner Krone an den Euro gebunden, es gibt also einen festen Kurs mit sehr geringen Schwankungen. Rumänien wiederum möchte den Euro einführen, konnte die entsprechenden Kriterien aber noch nicht erfüllen.

Ist Bulgarien reif für den Euro? Aus politischer Sicht steht der Beitritt Bulgariens zum Euroraum unter keinem guten Stern. Noch ist unklar, welches politische Lager die Neuwahlen gewinnen wird. Das Land mit viel Korruption erscheint unreif für die Einführung des Euro, und auch in den Statistiken der Wettbewerbsfähigkeit steht Bulgarien schlecht da. Allerdings sind für die Aufnahme in den Kreis der Euroländer wirtschaftliche Kriterien ausschlaggebend, und hier hat Bulgarien die wichtigsten Hürden genommen.

Kriterien zum Euroraum-Beitritt: Zu den wichtigsten Kriterien eines Beitritts gehören die Preisstabilität, gesunde öffentliche Finanzen sowie stabile Wechselkurse. Im Gegensatz zu anderen Ländern hat Bulgarien seine Schulden im Griff, die Verschuldungsquote ist sogar tiefer als jene der Schweiz. Die bulgarische Währung Lew wiederum ist bereits seit 28 Jahren an den Euro gekoppelt, der Kurs schwankt gegenüber dem Euro nur wenig. 1 Euro kostet offiziell 1.95583 Lew. Gegenüber dem Schweizer Franken haben sich Euro und Lew gleich stark abgeschwächt. Euro und Lew haben gegenüber dem Franken innerhalb von 10 Jahren 15 Prozent an Wert verloren, innerhalb der letzten 20 Jahre liegt der Wertverlust der beiden Währungen sogar bei 40 Prozent.

Die Schweiz und Bulgarien: Durch die Einführung des Euro ändert sich für die Schweizer Firmen nicht viel. Die Abrechnungen werden etwas vereinfacht. Die Schweiz hat gegenüber Bulgarien einen Überschuss in der Handelsbilanz, Schweizer Firmen liefern vor allem Medikamente und Maschinen und importieren Geräte und Kleider. Die Schweiz ist das viertwichtigste Investitionsland von Bulgarien.

SRF 4 News, 29.12.2025, 16:14 Uhr; flal

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