«Heute erfindet Apple das Telefon neu» – die legendären Worte des Apple-Gründers Steve Jobs vor 16 Jahren zur Lancierung des ersten iPhone sind längst verhallt. Erneut hielt Apple zwar einen Grossevent ab, um «bedeutende Neuerungen» anzukündigen (siehe Box). Bloss: Aus den grossen technologischen Innovationen von einst, sind heute Nuancen geworden.
Bei der Lancierung der neusten iPhone-Modelle der Generation 15 sind vor allem neue Farben ein Thema. Seit dem iPhone 11, das in der Pro-Version neu drei Kameras enthält, änderte sich nicht mehr allzu viel – schnellere Prozessoren etwa oder Verbesserungen bei der Kamera.
Gemäss dem Digitalexperten von SRF, Jürg Tschirren, sind technische Neuerungen heute nur noch in sehr kleinen Schritten möglich: «Es wäre sehr teuer, wirklich grosse Innovationen in ein Smartphone zu verbauen.» Mit diesem Problem sei Apple nicht allein. «Auch andere Smartphone-Hersteller haben Mühe, an die anfängliche Innovationskraft anzuknüpfen.» Ein Beleg dafür seien die sinkenden Verkäufe von Smartphones.
Höhere Preise und cleveres Marketing
Apple gibt inzwischen keine Zahlen mehr dazu bekannt, wie viele Smartphones die Firma verkauft. Sie spricht nur noch über den Umsatz. Den konnte sie im letzten Jahr steigern – auch dank höheren Preisen und cleverem Marketing. Mit der Lancierung des iPhone Pro der Generation 11 ist es dem Techkonzern gelungen, eine Zielgruppe anzusprechen, die bereit ist, mehr für das Smartphone zu bezahlen. In der Schweiz hat Apple so sogar den Preis von 1000 Franken für ein iPhone überschreiten können.
Neben der Hardware forciert Apple auch die Dienstleistungen: Mit Services wie dem Musikdienst, dem TV-Kanal oder der Cloud-Speicherung löste das US-Unternehmen im dritten Quartal 2023 inzwischen immerhin halb so viel Umsatz wie mit iPhones.
Dilemma in China
Auch sonst hat Apple Herausforderungen zur Genüge. Etwa in China. Ein Fünftel des Umsatzes erzielt der US-Konzern im Reich der Mitte. Die chinesische Regierung hat allerdings gerade erst vor Kurzem ihren Beamten verboten, iPhones zu benutzen.
Noch bedeutender als der Absatzmarkt ist China für Apple als Produktionsstandort. Chips, Batterien, die Fertigung – das sind nur einige Komponenten und Produktionsschritte, die Apple lange Zeit in China ausführen liess und immer noch lässt. Nach Covid und wegen geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China rund um Taiwan, versucht Apple die Abhängigkeit von China mit Hochdruck zu verringern. Der Techkonzern investiert in Firmen und Lieferanten in anderen Ländern wie den USA oder Indien.
Genügend Geld – eine Frage der Zeit
Geld für die Investitionen hat Apple genügend. Wie schnell die Befreiung gelingen kann, ist eine andere Frage.
Gemäss einer Analyse von Bloomberg Intelligence dauert es acht Jahre, um lediglich zehn Prozent von Apples Produktionskapazität aus China abzuziehen. Ob das reicht, bleibt fragwürdig. Klar ist: Apple hat in punkto Innovation und Produktion auch weiterhin viel zu tun.