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Ex-Chef gegen neue UBS-Regeln «Extrem»: Marcel Rohner über die Massnahmen zur Bankenregulierung

Der Bankier-Präsident hofft in der «Samstagsrundschau», dass das Parlament die Vorlage des Bundesrats entschärft.

Eigenkapitalanforderungen seien «extrem»: Als Gast in der SRF-«Samstagsrundschau» zeigte Marcel Rohner Verständnis, dafür, dass als Lehre aus dem Untergang der Credit Suisse, von der UBS mehr Eigenkapital gefordert werde. Der Bundesrat habe aber die jeweils die strengstmöglichen Varianten gewählt. Zum Beispiel müsste die Unterlegung der Tochtergesellschaften nicht gleich von 60 auf 100 Prozent steigen, wie das der Bundesrat nun vorsieht. Insgesamt führt dies dazu, dass die UBS rund 25 Milliarden Franken mehr harte Eigenmittel aufbringen muss.

Marcel Rohner

Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung

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Marcel Rohner ist Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg). Der Schweizer Manager ist seit dreissig Jahren im Finanzsektor tätig und war zwischen Juli 2007 und Februar 2009 Konzernleiter der UBS.

Sind 25 Milliarden Franken viel für die UBS? Die zusätzlichen Mittel kosten die UBS je nach Schätzung zwischen einer halben und einer Milliarde Franken pro Jahr. Bei einem Gewinn, der in den letzten Jahren nie unter fünf Milliarden Franken gelegen hat, halten viele solche Beträge für verkraftbar. So einfach sei das nicht, meint Marcel Rohner. Die Idee, das zusätzliche Kapital für die Unterlegung der ausländischen Töchter könne auch bei denen beschafft werden, hält Rohner für «reines Wunschdenken». Viel mehr werde die UBS wohl wegen der höheren Anforderungen Geschäfte aufgeben müssen: «Ich mache mir sehr grosse Sorgen über die möglichen Auswirkungen, insbesondere auf das Geschäft in der Schweiz.»

Warum der Aktienkurs der UBS gestiegen ist: Das Aktionariat scheint die Sorgen des Präsidenten der Bankiervereinigung nicht zu teilen. Immerhin ist der Kurs der UBS-Aktie am Freitag nach Bekanntwerden der Massnahmen um vier Prozent gestiegen. Marcel Rohner relativiert: «In den letzten sechs Monaten sind die europäischen Aktien um 50 Prozent mehr gestiegen als diejenige der UBS.» Die Vorschläge des Bundesrates hätten Unsicherheiten aus dem Weg geschafft, was zum Anstieg der Aktie geführt habe. Diese sei aber «auf einem tiefen Niveau, weit weg von dort, wo sie sein könnte.»

Die Finanzmarktaufsicht erhalte zu viel Macht: Der Bankier-Präsident befürwortet zwar die Stossrichtung der Massnahmen zur Stärkung der FINMA, doch gingen diese zu weit. «Zwar heisst es überall, die Massnahmen würden proportional zur Grösse der Bank umgesetzt, aber wenn man in die Details schaut, sieht man zum Teil sehr weitgehende Eingriffe in die Organisationsfreiheit von Unternehmen», also auch bei den kleinen Banken. So beklagt Rohner, dass die FINMA künftig sogar Einfluss nehmen dürfe auf die Zusammensetzung der Geschäftsleitung einer Bank oder dass sie auch bei Verletzung einer internen Regel der Bank die Streichung eines Bonus durchsetzen kann.

Die Boni-Diskussion: Laut den neuen Regeln müssen Boni künftig zurückgefordert werden können, wenn sich im Nachhinein Fehlleistungen zeigen. Das hält Marcel Rohner für richtig. Weitergehende Forderung, wie ein Deckelung der Gehälter auf fünf Millionen Franken, wie sie derzeit im Parlament diskutiert werden, lehnt er ab. Wenn, dann müssten die Rechte des Aktionariats einer Bank gestärkt werden. Auf den Einwand, das sei mit der Annahme der Abzocker-Initiative geschehen und trotzdem seien die Topsaläre in den letzten Jahren weitergestiegen, meint Rohner lakonisch: «Die Eigentümer sind offenbar einverstanden mit dieser Entwicklung.»

Hoffnung aufs Parlament: Marcel Rohner gibt sich zuversichtlich, dass das Parlament die Massnahmen im Sinne der Banken abschwächt und dass eine Lösung gefunden wird, die zwischen den Ansprüchen Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit «klug ausbalanciert» sei.

Samstagsrundschau, 7.6.2025, 11:30 Uhr

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