Die US-Zölle für Importe aus der Schweiz treffen die hiesige Maschinenindustrie und die Produzenten von Präzisionsinstrumenten massiv. Für Nicola Tettamanti, Mitinhaber von Tecnopinz, sind die Zölle von 39 Prozent ein Schock. Sein Unternehmen stellt in Mezzovico im Kanton Tessin Werkzeugspannsysteme und hoch spezialisierte mechanische Komponenten her. Die Produkte exportiert das Unternehmen in 30 Länder – darunter auch in die USA.
«Unsere Lösungen sind bereits teuer. Sie kommen aus der Schweiz und haben einen Mehrwert, aber gleichzeitig haben sie auch einen höheren Preis», sagt Tettamanti. Die ausländische Konkurrenz werde durch die tieferen US-Zölle für die EU-Länder erstarken. Ausserdem stelle die Währungsproblematik für die Schweiz eine weitere Herausforderung dar.
Tettamanti ist auch Präsident von Swissmechanic, dem KMU-Verband der Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie. Die Industrie befinde sich ohnehin bereits in einer Krise, diese sei jetzt über Nacht noch prekärer geworden, sagt er.
Grosse Verhandlungsmacht hätten die Schweizer KMU nicht. Die Kunden würden über den Markt die Preise bestimmen, sagt Tettamanti. Die Zölle von 39 Prozent an die Kundschaft weiterzugeben, ginge nur, «wenn man im Prinzip eine Technologie hat, die man nicht ersetzen kann.» Nicht alle der 1300 KMU im Verband hätten ein solches Alleinstellungsmerkmal.
Besonders treffen die US-Zölle auch die Schweizer Uhrenindustrie. Sie ist stark vom Export in die USA abhängig und die Herstellung in der Schweiz war stets ein starkes Verkaufsargument. Auch Unternehmen in der Lebensmittelindustrie sind bedroht. Dem Qualitätsmerkmal «Swiss Made» weht zurzeit ein rauer Wind entgegen.
Ich würde nicht ausschliessen, dass Unternehmen daran zugrunde gehen könnten.
«Unternehmen, die sehr stark vom US-Export abhängig sind, können mit so einer Benachteiligung gegenüber der ausländischen Konkurrenz unter Umständen in existenzielle Schwierigkeiten kommen», sagt Christoph Mäder, der Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. «Ich würde nicht ausschliessen, dass Unternehmen daran zugrunde gehen könnten.»
Braucht es Verhandlungen auf höherer Ebene?
Die Frist der USA bis zum 7. Augst müsse die Schweizer Politik nun nutzen, um die Benachteiligung abzuwenden, heisst es von der schweizerisch-amerikanischen Handelskammer. Die Schweiz müsse ihre Strategie ändern. «Bis jetzt sind die Verhandlungen auf Kabinettstufe gelaufen und nicht direkt mit Donald Trump», sagt Direktor Raul Sahgal. Offenbar habe Trump nun ein Interesse gehabt, ein Wort mitzureden. Jetzt müssten sich vielleicht die Bundespräsidentin oder der Schweizer Wirtschaftsminister einschalten.
Für seine Firma Tecnopinz hat sich Nicola Tettamanti auch eine Strategie zurechtgelegt. «Wir müssen mehr neue Projekte in anderen Ländern suchen.» Neue Freihandelsabkommen wie jenes mit Indien oder mit lateinamerikanischen Ländern böten neue Möglichkeiten. «Wir hoffen, dass dies rasch definitiv abgeschlossen wird und wir diese Märkte mit besseren Konditionen beliefern können», sagt er. Den Einbruch im US-Geschäft aber dürfte dies aber kurzfristig nicht kompensieren.