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Fabrikbau in der Nähe Berlins Tempo, Tesla: Ein Projekt, das nicht mehr zu stoppen ist

Tesla baut auf einem ehemaligen Stasigelände in Grünheide eine riesige Fabrik – in kürzester Zeit.

Bis jetzt lag Grünheide am Rande Berlins. Bald aber ist es umgekehrt. Berlin wird bei Grünheide liegen, zumindest in Sachen Industrieproduktion. Denn die geplante Giga Factory von Tesla ist das grösste Industrieprojekt der letzten Jahrzehnte im Grossraum Berlin, der fast nur noch von Dienstleistungen lebt.

Und es geht atemberaubend schnell. «Im Februar 2020 haben wir hier, wo wir jetzt stehen, eigentlich nur Bäume gesehen», sagt Albrecht Köhler. Der Krankenpfleger ist fasziniert von der Baustelle und dokumentiert deren Wachstum mit einer Drohne.

Umnutzung der alten Stasi-Hallen

Bis vor Kurzem war Grünheide nur Historikern bekannt. Hier lebte einst der DDR-Regimegegner Robert Havemann im Hausarrest, bewacht von etwa 200 Stasi-Leuten. Und hier kontrollierte die Stasi sämtliche Briefe und Pakete, las mit und nahm Geld raus.

Tesla-Baustelle
Legende: Jährlich sollen hier 500'000 Elektroautos vom Band laufen. 12’000 Menschen sollen Arbeit finden. Für sie müssen auch Wohnungen und Häuser bereitgestellt werden. Keystone

«Dieser Ort war vor 30 Jahren abgesperrt. Hier standen überall Kontrolltürme. Man hätte dieses Gelände überhaupt nicht betreten können. Das war Staatssicherheitsgebiet», sagt Köhler.

Die alten DDR-Hallen der Stasi wurden aber nicht abgerissen, sondern werden genutzt, um die neuen Lackierstrassen zu testen.

«Wir können nicht 20 Jahre warten»

Köhler ist auch fasziniert, weil in Deutschland mit Tesla nun plötzlich Dinge möglich werden, die bislang bürokratisch unmöglich waren. Als Beispiel nennt er das Projekt einer elektronischen Krankenkassenkarte in Deutschland.

Albrecht Köhler
Legende: Albrecht Köhler, 33 und Krankenpfleger, dokumentiert die Fortschritte auf der Baustelle mit einer Drohne. SRF/Peter Voegeli

«Seit 20 Jahren arbeiten wir daran, diese elektronische Karte auf den Markt zu bringen. Es ist noch nichts passiert. Wir können mit der Energiewende jetzt nicht auch noch einmal 20 Jahre warten», sagt der 33-Jährige. Das müsse schneller vonstattengehen.

Nur geringer Widerstand

Darum sei es nicht verkehrt, wenn jemand wie Elon Musk sage: «Wir wollen innerhalb eines Jahres die Fabrik hochgezogen haben. Wir müssen jetzt mal Gas geben.» Für Deutschland ist das Tempo unglaublich hoch. Die Politik will das Prestigeprojekt durchpeitschen. Der lokale Widerstand ist begrenzt.

Manuela Hoyer, Vorsitzende der Bürgerinitiative Grünheide, kritisiert: «Was Sie da sehen, ist alles ohne Baugenehmigung. Das sind alles nur Vorabgenehmigungen. Sie bauen auf eigenes Risiko. Wenn die Baugenehmigung nicht kommt, müssen sie alles wieder zurückbauen. Es ist eine Farce.»

Manuela Hoyer
Legende: «Die machen, was sie wollen. Es wurde gerodet und erst zwei Tage vor Ende der Rodung haben sie die Tötungsgenehmigung für seltene Tierarten gekriegt», sagt Manuela Hoyer, die das Projekt bekämpft. Keystone

Sie glaubt nicht mehr, dass das Projekt noch zu stoppen ist. Aber sie will es verlangsamen und vor allem weitere Ausbauschritte begrenzen. Die ruhige Gegend wird sich rasant verändern.

Die Immobilienpreise steigen bereits. Aber auch für die deutsche Automobilindustrie ist die Teslafabrik ein lauter Weckruf, sagt Stefan Bratzel, einer der führenden deutschen Autoexperten.

«Man muss Tesla jetzt noch ernster nehmen als zuvor. Tesla ist ein Stück weit ein deutscher Autobauer geworden.»

Weckruf für deutsche Autoindustrie

Er ist zuversichtlich, dass die deutschen Hersteller diesen Kampf nun endlich aufnehmen. Allerdings: Tesla sei zwar Marktführer in Sachen Elektromobilität. Aber nehme man alle Antriebssysteme zusammen, sei Tesla nach wie vor nur ein kleiner Hersteller.

Er ist deshalb optimistisch: «Am Ende des Tages werden die deutschen Autobauer nach wie vor unter den etablierten Automobilherstellern sein.» Das ist eine Prognose eines Experten, keine Garantie. Die deutschen Autobauer sind jedenfalls durch Tesla – und insbesondere durch die Giga Factory in Grünheide – definitiv aufgeschreckt worden.

Rendez-vous, 21.10.2020, 12:30 Uhr

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