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Filialabbau bei der Post «Es ist notwendig, dass wir uns dem Verhalten der Leute anpassen»

Die Post will rund 170 ihrer Filialen schliessen. Chef Roberto Cirillo begründet den Abbau mit dem veränderten Verhalten der Kundschaft. So seien etwa die Anzahl der Einzahlungen am Schalter und die Briefsendungen zusammengebrochen. Deshalb müsse das Filialnetz angepasst werden. Im Interview nimmt er Stellung zur neuen Strategie.

Roberto Cirillo

Konzernchef Schweizerische Post

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Roberto Cirillo leitet seit April 2019 die Schweizerische Post. Er löste Ulrich Hurni ab, der die Post seit Juni 2018 nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff interimistisch geleitet hatte. Cirillo hat Maschinenbau an der ETH studiert und ist im Tessin aufgewachsen.

SRF News: Bis vor Kurzem hiess es, das Postnetz wird bei rund 800 Filialen stabilisiert. Waren das leere Versprechen?

Roberto Cirillo: Nein, überhaupt nicht. Wir haben das 2020 angekündigt und gesagt, dass das für die Strategieperiode 2021–24 gelte. Dieses Jahr endet sie. Es ist unsere Pflicht, zu schauen, was in den letzten vier Jahren passiert ist. Und es ist sehr viel passiert in der Gesellschaft und in der Welt. Diesen Gegebenheiten müssen wir uns anpassen.

Die Digitalisierung hat massive Fortschritte gemacht.

Die Strategie bleibt genau dieselbe: Wir werden unser Netz weiterhin für Drittparteien öffnen. Wir stellen sicher, dass der Zugang zu unseren Dienstleistungen qualitativ hoch bleibt und investieren 100 Millionen Franken in das Netz, um es zukunftsfähiger zu machen.

Was hat sich genau verändert?

Die Digitalisierung hat massive Fortschritte gemacht. So hat sich das Verhalten der Leute massiv verändert. Zum Beispiel sind durch die Einführung von QR-Codes auf Rechnungen die Einzahlungen am Schalter jedes Jahr um 20 Prozent zurückgegangen. Insgesamt haben wir 60 Prozent weniger als vor der Strategieperiode. Daran müssen wir uns anpassen.

Der Abbau der Postfilialen soll ohne Kündigungen funktionieren, sagen Sie. Wie geht das?

Ja. Über die ganze Schweiz gesehen haben wir eine andere Herausforderung. In den nächsten Jahren werden wir Tausende von Kolleginnen und Kollegen verlieren, weil sie pensioniert werden. Und unser Bedürfnis nach neuen Mitarbeitenden steigt. Deshalb werden wir eher rekrutieren und nicht kündigen müssen. Einzelne Kündigungen können sich tatsächlich ergeben.

Sie können aktuell noch nicht sagen, welche Regionen oder Standorte vom Abbau betroffen sind?

Nein, das können wir nicht. Wir müssen schauen, wo wir die geplanten Anpassungen machen und wo wir die 100 Millionen im Netz investieren wollen. Wir müssen auch schauen, wo wir Partner finden, zum Beispiel Gemeinden oder Kantone, die zukunftsgerichtet arbeiten wollen und die Post über die nächsten Jahre auch unterstützen wollen.

Ich wäre froh, wenn mir jemand sagen könnte, wie die Welt in 2028 aussieht.

Das ist nun Ihre Strategie bis 2028. Muss man auch danach noch mit Filialschliessungen rechnen?

Ich wäre froh, wenn mir jemand sagen könnte, wie die Welt in 2028 aussieht. Was ich weiss: Die Anzahl der Einzahlungen am Schalter wird signifikant tiefer sein als heute; die Anzahl Briefe wird auch viel tiefer sein. Das sind strukturelle Veränderungen, die in unserem Grundversorgungsauftrag berücksichtigt werden müssten. Andererseits werden die Bedürfnisse online wachsen. Wir werden im Bereich der Güterlogistik und im Bereich der Digitalisierung mehr machen müssen. Dort investieren wir. Es ist nicht möglich, weiter als 2028 zu sehen.

Die Politik will keinen Abbau von Postfilialen. Dazu sind auch mehrere Vorstösse im Parlament hängig. Einige Politikerinnen und Politiker verstehen nicht, warum die Post jetzt vorprescht mit dem Abbau.

Es ist notwendig, dass wir uns dem Verhalten der Leute anpassen und es hat sich verändert. Wir preschen nicht vor. Die Anpassungen sind nötig, damit wir weiterhin eigenwirtschaftlich arbeiten können und dementsprechend den Service public ohne Steuergelder finanzieren.

Das Gespräch führte Rahel Winkelmann.

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Tagesschau, 29.05.2024, 12:45 Uhr ; 

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