- Der Schweizer Dachverband der Arbeitnehmenden, Travailsuisse, fordert durchschnittlich zwei Prozent mehr Lohn für das kommende Jahr für alle Arbeitnehmenden.
- Damit könnten die steigenden Lebenshaltungskosten gedeckt und Lohnversäumnisse der letzten Jahre nachgeholt werden.
- Gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden präsentierte Travailsuisse in Bern vor den Medien seine Forderungen für den Lohnherbst.
Der Verband fordert Lohnerhöhungen aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten, vor allem bei den Krankenkassenprämien und Mieten, sowie einer wachsenden Wirtschaft. In den Jahren 2023 bis 2025 stiegen die Krankenkassenprämien gemäss Travailsuisse zwischen 5.4 und 8.1 Prozent, und im kommenden Jahr werde ein Anstieg um 4 Prozent erwartet.
Bei einem mittleren Einkommen führe die Erhöhung der Krankenkassenprämien zwischen 2023 und 2026 zu einer jährlichen Einkommensreduktion von bis zu 0.5 Prozent. Die Unternehmen verdienten pro Stunde Arbeit immer mehr, argumentierte Travailsuisse.
Wachsende Wirtschaft schafft Spielräume
Die Arbeitgebenden hätten es in den letzten Jahren vielerorts versäumt, die Löhne an die höheren Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmenden anzupassen, wird Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travailsuisse, in einer Mitteilung zitiert. Deshalb bestehe weiterhin Nachholbedarf. Die Wirtschaft wachse, und es bestünden bei den meisten Unternehmen entsprechende Spielräume.
Die Löhne müssten mit den wachsenden Kosten Schritt halten. Gerade in Zeiten von Verwerfungen in der Weltwirtschaft sei die inländische Kaufkraft von besonderer Bedeutung, sagte Yvonne Feri, Präsidentin der Gewerkschaft Syna.
Allerdings unterschieden sich die Lohnforderungen je nach Branche. Bei Arbeitgebenden, die die Teuerung in den vergangenen Jahren nicht oder ungenügend ausgeglichen haben, fielen die Lohnforderungen unter Umständen deutlich höher aus. «Im Gesundheitswesen und im Baugewerbe besteht ein bedeutender Lohnrückstand aus den letzten Jahren. In beiden Branchen braucht es deshalb substanzielle Lohnerhöhungen für eine Sicherung der Kaufkraft», wird Feri zitiert.
Lohnrückstand im Service public
Auch im Service public bleibe der Lohnrückstand nach Jahren mit höherer Teuerung in vielen Branchen beträchtlich. Zudem setzten Sparpakete etwa bei der Post, im öffentlichen Verkehr oder bei der Bundesverwaltung die Angestellten zunehmend unter Druck, sagte Greta Gysin, Präsidentin von transfair. Es brauche nach den mageren Jahren auch bei den Löhnen eine klare Gegenbewegung, für die Sicherung der Kaufkraft, aber auch als Zeichen der Wertschätzung an die Arbeitnehmenden.
Magere Jahre erlebten trotz vieler Gäste auch die Arbeitnehmenden im Gastgewerbe, sagte Roger Lang, Leiter Sozialpolitik bei der Hotel & Gastro Union. Die Arbeitnehmenden aus dem Gastgewerbe brauchten mit dem neuen Gesamtarbeitsvertrag endlich substanzielle Verbesserungen bei den Löhnen und bei den Wochenend- und Nachtzulagen.