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Franken erstarkt Auch ohne Zinssenkung in den USA ist die SNB gefordert

Die US-Notenbank um FED-Chef Jerome Powell hat den Leitzins in einer einstimmigen Entscheidung in der Spanne von 4.25 bis 4.50 Prozent belassen. Damit demonstriert sie ihre Unabhängigkeit. Gleichzeitig steht die Schweizerische Nationalbank SNB unter Zugzwang – der Franken wird immer stärker.

Warum hat die FED die Zinsen nicht angetastet? Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es derzeit kaum Gründe für eine Zinssenkung. Niedrige Zinsen beleben ja normalerweise die Wirtschaft, weil sie Kredite verbilligen – Unternehmen investieren mehr, schaffen neue Arbeitsplätze. Die Wirtschaft in den USA läuft aber noch zu gut, es braucht also keine Schnellschüsse. Das zeigen auch wichtige Indikatoren aus den USA: Im April lag die Arbeitslosenquote bei niedrigen 4.2 Prozent, das jährliche Lohnwachstum bei 3.8 Prozent. Das sind gute Werte.

Besteht ein Risiko? Allerdings. Die Zölle verunsichern – und US-Unternehmen reagieren zusehends nervös. FED-Chef Jerome Powell erwartet in den kommenden Monaten tatsächlich einen Preisschock in den USA auf breiter Front. Powell sieht ein doppeltes Risiko: mehr Arbeitslose und höhere Inflation.

Person vor US-Flaggen und Siegeln.
Legende: FED-Chef Jerome Powell lässt sich von Präsident Trump nicht unter Druck setzen. Der Leitzins in den USA bleibt vorerst unverändert. Reuters / Kevin Lamarque

Womit kämpft die SNB in der Schweiz? Die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen rund um den Globus haben den Schweizer Franken bei Anlegern begehrt gemacht. Er gilt als sicherer Hafen, in den viele investieren – selbst bei niedrigen Zinsen. Dadurch hat der Franken gegenüber ausländischen Währungen wie Euro und Dollar an Wert gewonnen. Gleichzeitig ist die Inflation hierzulande auf Null gefallen, vor allem wegen sinkender Importpreise, etwa für Energie.

Ist die rapide fallende Teuerung ein Problem? Fallen die Preise weiter auf breiter Front über einen längeren Zeitraum, droht eine Deflation – ein Szenario, das Notenbanker fast noch mehr fürchten als steigende Preise. Denn in einem solchen Umfeld schieben Konsumentinnen und Konsumenten Investitionen auf, in der Hoffnung, dass die Preise noch weiter fallen. Das wiederum bremst das Wachstum.

Wenig rosige Aussichten für die Wirtschaft

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Mann steht vor einer Leinwand mit Schrift der Schweizerischen Nationalbank.
Legende: SNB-Präsident Martin Schlegel ist gefordert. Keystone / Alessandro della Valle

Vor allem die Schweizer Exportindustrie hat im Zollstreit mit den USA das Nachsehen. Besonders betroffen ist die Tech-Branche, die ohnehin unter schwachen Absatzmärkten leidet. Die Kurzarbeit dürfte in der Schweiz deshalb in nächster Zeit zunehmen. Das jedenfalls sagen die Wirtschaftsverbände. Laut einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF wollen Firmen in der Schweiz ihre Belegschaft in nächster Zeit eher reduzieren als ausbauen.

Was kann die SNB tun? Die Nationalbank steckt in einem Dilemma. Die bisherige Zinspolitik hat kaum Wirkung gezeigt. Trotz drastischer Zinssenkungen ist die Inflation weiter gefallen, der Franken hat an Wert gewonnen. Der Leitzins liegt aktuell nur noch bei 0.25 Prozent. Die SNB könnte die Zinsen auf null senken oder sogar Negativzinsen einführen. Das würde das Anlegen in Schweizer Franken weniger attraktiv machen. Oder die SNB könnte weiter ausländische Devisen kaufen, etwa Dollar, um den Franken zu schwächen.

Wo liegen die Risiken beim Kauf von Fremdwährungen? Die Bilanz der SNB würde weiter wachsen und wäre anfälliger für Schwankungen an den Märkten. Denn grosse Devisenbestände bedeuten höhere Gewinne, aber auch grössere Verluste. Ausserdem wirft die US-Regierung der Schweiz seit langem vor, den Franken durch Devisenkäufe zu manipulieren. Das ist politisch heikel, besonders im Handelsstreit, wo die Schweiz bemüht ist, Spannungen zu entschärfen. Der Handlungsspielraum der SNB schrumpft also zusehends.

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Rendez-vous, 8.5.2025, 13:30 Uhr; wilh

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