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Geldpolitische Grundsatzrede US-Notenbankchef öffnet Türspalt für Zinssenkung

  • Die USA nähern sich laut dem US-Notenbankchef Jerome Powell dem Zeitpunkt, an dem die Notenbank Fed ihre Zinsen senken muss.
  • In seiner Rede auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies er auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation.

Der Arbeitsmarkt scheine zwar im Gleichgewicht zu sein, sagte Powell in seiner mit Spannung erwarteten Rede. «Es ist jedoch ein ungewöhnliches Gleichgewicht, das aus einer deutlichen Verlangsamung sowohl des Angebots an als auch der Nachfrage nach Arbeitskräften resultiert.» Die Situation deute darauf hin, dass die Gefahren für die Beschäftigung zunehmen.

Mann mit Brille vor US-Flagge.
Legende: US-Notenbankchef Jerome Powell äussert sich zwar sehr vorsichtig, aber eine Zinssenkung wird denkbarer. Reuters / Jonathan Ernst / File Photo

«Sollten sich diese Risiken verwirklichen, kann dies schnell geschehen», sagte er. Powell warnte aber auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. «Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann», sagte er. «Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss.»

US-Dollar verliert nach Rede an Wert

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Der US-Dollar hat nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell deutlich an Wert verloren. Zum Franken verlor der US-Dollar innert kürzester Zeit fast einen ganzen Rappen. Ein Dollar kostete vor Beginn der Rede noch knapp 81 Rappen, kurz nach Beginn waren es im Tiefpunkt nur noch 80.11 Rappen. Aktuell sind es mit 80.20 wieder etwas mehr.

Auch zum Euro büsste die US-Währung in ähnlichem Ausmass ein. Mussten vor der Rede für einen Euro noch 1.16 Dollar bezahlt werden, waren es im Hoch kurz nach 16 Uhr 1.1712 Dollar. Auf das Verhältnis zwischen Euro und Franken hatte das ganze derweil keinen grossen Einfluss, aktuell notiert das Euro/Franken-Paar bei rund 0.9380, wo es auch schon am Morgen war.

Dagegen kamen Powells Äusserungen an den Finanzmärkten gut an. Händler taxierten die Wahrscheinlichkeit für eine September-Zinssenkung nun auf 90 Prozent – vor Powells Aussagen hatte sie bei 75 Prozent gelegen. An den Aktienmärkten ging es bergauf: Die US-Indizes notierten am Nachmittag bis zu 1,6 Prozent höher und damit etwa doppelt so hoch wie zur Eröffnung. Der zuvor fast unveränderte Dax gewann 0,5 Prozent auf 24.399 Punkte.

Sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump hatte die Federal Reserve den Leitzins Ende Juli in der Spanne von 4.25 bis 4.50 Prozent belassen. Powell zufolge wollte die Fed erst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Zollerhöhungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken.

Druck der US-Regierung steigt

Allerdings hatten auf der Sitzung zwei Währungshüter gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung gestimmt. Das ist ungewöhnlich für die Federal Reserve, bei der es zuletzt Ende 1993 zwei Abweichler gegeben hatte. Trump hat seitdem den Druck auf die unabhängige Notenbank und ihren Chef nochmal erhöht. Der Republikaner fordert von Powell schon seit längerem tiefere Zinsen. Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 16. und 17. September statt.

SRF 4 News, 22.08.2025, 16:40 Uhr ; 

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