In Schweizer Gärten gibt es viele Erdsonden und Wärmepumpen – die Schweiz ist europaweit führend in diesem Bereich. Für eine Erdsonde nutzt man die Erdwärme an der Oberfläche und bohrt dafür maximal 500 Meter tief.
Um mittels Geothermie aber Strom zu produzieren, müsste man viel tiefer bohren. Erst in drei bis fünf Kilometer unter dem Boden ist die Erde heiss genug, um mit Hilfe eines Kraftwerks die Hitze in Strom umzuwandeln.
Angewiesen auf Fachleute aus dem Ausland
Bei dieser sogenannten Tiefen-Geothermie ist die Schweiz angewiesen auf Hilfe aus dem Ausland. «Wir haben es bislang nicht geschafft, ein Projekt zum Erfolg zu bringen», sagt Vincent Badoux, Co-Präsident des Schweizer Dachverbands für Geothermie. Derweil werde in Deutschland oder Frankreich bereits Strom mittels Geothermie erzeugt.
In der Schweiz gibt es bloss einzelne Projekte, die die Wärme tief aus dem Untergrund nutzen – so etwa in den Kantonen Genf, Waadt und Basel. Die Schweiz versucht deshalb von den Nachbarländern zu lernen – etwa am Geothermie-Kongress diese Woche in Zürich.
Nur rund jede zehnte Bohrung in der Schweiz ist erfolgreich.
Schweizer Geothermie-Projekte sind auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen, denn in der Schweiz ist der Boden in der fraglichen Tiefe von bis zu fünf Kilometern praktisch unerforscht. In Frankreich und Deutschland sei man da viel weiter, betont Badoux. Der Grund: Dort hat man früher nach Öl oder Gas gebohrt, entsprechend ist der Untergrund gut untersucht.
Grosses wirtschaftliches Risiko
In der Schweiz steht man dagegen noch ganz am Anfang. Entsprechend gross ist hierzulande das wirtschaftliche Risiko der Tiefen-Geothermie: Testbohrungen sind teuer, man muss in Vorkasse gehen und der Erfolg ist ungewiss. «Nur rund jede zehnte Bohrung ist erfolgreich», so Badoux.
Wir haben in den letzten zwanzig Jahren sehr viel gelernt.
Immerhin: Der Bund unterstützt die Tiefen-Geothermie mit insgesamt 80 Millionen Franken pro Jahr. Diese Subventionen funktionieren wie eine Art Versicherung. Wenn eine Bohrung nicht erfolgreich war, dann übernimmt der Bund in der Regel 60 Prozent der Investitionskosten.
Doch das Programm steht unter Druck: Mit dem neuesten Sparpaket, das gerade in der parlamentarischen Beratung ist, könnten die Geothermie-Subventionen gekürzt werden.
Alternative zu Windrädern und alpinen Solaranlagen
Zudem stellt sich die Frage, ob das Geld nicht besser in andere erneuerbare Energien gesteckt würde. Denn auch bei der Wind- oder Solarenergie hat die Schweiz im europäischen Vergleich noch viel Luft nach oben.
Doch Badoux von Geothermie Schweiz wehrt sich: «Die Leute wollen keine Windräder, auch Solarkraftwerke in den Bergen wollen sie nicht.» Deshalb brauche es Ersatzlösungen für die Energiewende – wie eben Geothermie.
Die Bohrungen in der Tiefe bergen aber eigene Risiken. In der Schweiz gab es darum bereits zwei Erdbeben – in Basel und St. Gallen. Die sind zwar 12 und 20 Jahre her, lösen aber noch heute Unbehagen aus. Zudem herrscht Uneinigkeit darüber, ob und wie stark das Grundwasser belastet wird.
Badoux versichert, dass die Technologie unterdessen sicherer geworden sei. «Wir haben in den letzten zwanzig Jahren sehr viel gelernt», betont er. Trotzdem bleibt offen, ob in der Schweiz dereinst ein Geothermie-Stromkraftwerk in Betrieb gehen wird.
Sicher ist: Auch wenn es so weit kommt, wird es sicher noch eine Weile dauern.