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Grosswetterlage Silicon Valley Big-Tech-Wachstum: Sind die rosigsten Zeiten vorbei?

Rund 60 Milliarden Dollar – so viel verdienten Google, Facebook, Microsoft, Amazon und Apple zusammengenommen im ersten Quartal dieses Jahres. Zwar sind das immer noch exorbitante Gewinne. Jedoch meldeten Google und Facebook ein weniger stabiles Wachstum als auch schon. Und Amazon schrieb sogar rote Zahlen. Sind die rosigsten Zeiten der sogenannten Big-Tech-Konzerne vorbei?

Zum Beispiel wächst die Google-Mutter Alphabet wegen der Inflation und des Krieges in der Ukraine weniger stark. Google ist indirekt betroffen, denn Unternehmen weltweit müssen den Gürtel enger schnallen, weil sich die Konjunktur abkühlt. Unternehmen, die normalerweise viel Geld ausgeben, sparen zum Beispiel bei der Online-Werbung auf Google. 

Krise trifft Big Techs unterschiedlich

Während der Gewinn von Facebook um rund einen Fünftel sank, verdiente Microsoft 17 Milliarden und Apple sogar satte 25 Milliarden Dollar. Der Grund: Microsoft profitierte von seinem starken Cloud-Geschäft, und Apple konnte sich einmal mehr auf seine iPhones verlassen. Jedoch rechnet Apple künftig mit Lieferproblemen.

Dies, weil China wegen der Corona-Lockdowns immer weniger in der Lage ist, wichtige Teile für das iPhone zu liefern. Und auch künftig werden die Silicon-Valley-Konzerne wohl weniger stark wachsen. Denn die Big Techs verdanken rund zehn Prozent ihres weltweiten Gesamtumsatzes Start-ups, die so schnell wie möglich wachsen wollen.

Deshalb machen diese einerseits viel Werbung über Google und Facebook und nutzen andererseits die Cloud-Dienste von Microsoft. Wegen der unsicheren Grosswetterlage kommen nun aber auch Start-ups weniger zu Geld, weshalb sie die Dienste von Google & Co. weniger nachfragen.

Neues Gesetz als grosse Herausforderung

Mit dem «Digital Markets Act» möchte die EU die Marktmacht der grossen Techkonzerne in Europa einschränken. Was das bedeuten könnte, rechnet die britische Zeitschrift «The Economist» vor.

Wenn die neue EU-Regulierung stark greift und die Werbeeinnahmen substanziell wegbrechen, dann stehen für die Internetgiganten 330 Milliarden Dollar Umsatz auf dem Spiel. Das ist etwa ein Viertel des weltweiten Gesamtumsatzes. Dafür müsste die EU all ihre Maximalforderungen umsetzen. Das ist allerdings noch ungewiss.

Klar ist: Die Gewinne im ersten Quartal dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wachstum im Silicon Valley auf wackligeren Beinen steht als auch schon.

Pascal Lago

Wirtschaftsredaktor

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Pascal Lago hat Ökonomie in Zürich und St. Gallen studiert. Er arbeitet seit März 2022 als Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF.

 

Echo der Zeit, 29.04.2022, 18:00 Uhr

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