Nicolas Perrin, der Direktor von SBB Cargo, sagt es so: «Verkehrsinfrastruktur ist in der Schweiz ein knappes Gut. Man steht sich auf den Rädern respektive den Füssen herum.» Auf der Strasse bedeute das Stau. Der Vorteil der Bahn sei, dass man planen könne, wie man mit den Konflikten umgehe, sagt der SBB-Güterverkehrs-Chef an der Medienkonferenz des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV) am Dienstag.
Gutes Konfliktmanagement gefordert
Konkret geht es um die Zuteilung von sogenannten Trassen. So nennt man das Recht, einen bestimmten Eisenbahnabschnitt zu einem bestimmten Zeitpunkt zu befahren. Mit einem Güterzug – oder eben mit einer S-Bahn oder einem Intercity. Es geht also um ein gutes Konfliktmanagement.
Es kann nicht sein, dass der Güterverkehr immer am Schluss kommt.
Das ist auch Ueli Stückelberger bewusst, dem Direktor des VöV. Er vertritt nämlich beide Seiten, den Personen- und den Güterverkehr. «Uns ist wichtig, dass man den Schienengüterverkehr nicht vergisst. Er hat eine grosse Zukunft und hat im Vergleich zum Ausland einen grossen Anteil – im Binnen- und im Transitverkehr sowieso.»
Der Güterverkehr müsse auch in Zukunft genügend Trassen zur Verfügung haben, fordert Stückelberger. In der öffentlichen Diskussion spiele dieser nämlich eine weitaus kleinere Rolle als der Personenverkehr. Deshalb bestehe die Gefahr, dass der Güterverkehr zu kurz komme.
Wird der Güterverkehr vergessen?
Die Konfliktpotenziale zwischen Güter- und Personenverkehr müssten frühzeitig erkannt werden: «In Diskussionen muss eine Lösung gesucht werden. Es braucht eine langfristige Planung. Es kann nicht sein, dass der Güterverkehr immer am Schluss kommt.»
Für den Güter- wie auch für Personenverkehr stehen genügend gute Trassen zu Verfügung.
Das sei auch nicht so, antwortet Olivia Ebinger, Sprecherin beim Bundesamt für Verkehr (BAV): «Das Schweizer Schienennetz ist tatsächlich bis an seine Grenzen ausgelastet.» Der Bund habe jedoch in den letzten Jahren sehr viel dafür getan, dem Güterverkehr zeitlich und qualitativ gute Trassen zu sichern. Heute könne man sagen: «Für den Güter- wie auch für Personenverkehr stehen genügend gute Trassen zu Verfügung.»
Konkret hat das BAV für 2018 erstmals einen sogenannten Netznutzungsplan erlassen, welcher die Trassen für den Güter- und den Personenverkehr zuteilt. Doch dieser Plan ist umstritten; sowohl im Raum Zürich als auch in der Zentralschweiz gibt es schon jetzt konkrete Konflikte zwischen Personen- und Güterverkehr.
Bahnausbau soll künftige Konflikte vermeiden
Mit zunehmendem Verkehr dürften sich diese Konflikte noch verschärfen. Deshalb, so die BAV-Sprecherin, habe man in der Ausbauplanung für das künftige Bahnnetz gezielte Massnahmen aufgenommen: «Sie sollen sicherstellen, dass genügend Platz ist – nicht nur für Personen-, sondern auch für Güterzuge. Und das während des ganzen Tages.»
Der Ausbau der Bahninfrastruktur dürfte also zumindest teilweise Abhilfe schaffen; bis 2025 investiert der Bund gut 12 Milliarden ins Schienennetz, und zur Diskussion steht bereits ein weiterer Ausbauschritt bis 2035, der nochmals fast gleichviel kosten soll.