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Höher als befürchtet US-Inflation steigt auf höchsten Stand seit über 40 Jahren

  • Die Inflationsrate in den USA ist im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren geklettert.
  • Das drückt die Konsumentenstimmung.
  • Auch die internationalen Märkte reagierten – mit einem Kursrutsch.

Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen stieg im Mai von 8.3 Prozent auf 8.6, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Das ist der höchste Stand seit Dezember 1981.

Zum ersten Mal seit August 2021 war die US-Inflation im April leicht gesunken. Aber Materialengpässe und erhöhte Energiekosten, auch infolge des Ukraine-Krieges, halten den Preisdruck hoch. Die grössten Preistreiber sind nach wie vor fossile Energieträger, wie Benzin und Gas. Die hohen Preise machen sich aber auch bei Gebrauchsgütern und Nahrungsmitteln bemerkbar. Und bei den Mieten, wie Jens Korte, SRF-Börsenkorrespondent in New York, erklärt. «Alles ist massiv teurer geworden im letzten Monat. Und es gibt nur bedingt Anzeichen dafür, dass sich in absehbarer Zeit etwas daran ändert.»

US-Konsumstimmung bricht ein

Die Konsequenz: Wenn die Löhne nicht Schritt halten mit der Inflation, können sich die Konsumentinnen am Ende des Tages weniger leisten. Somit drückt die Inflation auf die Verbraucherstimmung – und diese sinkt auf das niedrigste Niveau seit etwa Mitte 1980. Das Barometer für die Konsumlaune sank im Juni auf 50.2 von 58.4 Punkten im Mai, wie die Universität Michigan am Freitag zu ihrer monatlichen Umfrage mitteilte.

Damit fällt das Teil-Barometer zur Bewertung der aktuellen Lage auf ein Rekordtief. Auch die Aussichten für die kommenden Monate schätzten die Konsumenten im Juni so schlecht ein wie seit Mai 1980 nicht mehr.

Alter Mann läuft mit Einkaufswagen an vollen Regalen vorbei.
Legende: Die hohen Preise drücken auf die Kauflaune der Bevölkerung. Reuters

Die amerikanische Notenbank werde angesichts der starken Inflation den Kurs beibehalten müssen, so Börsenkorrespondent Korte weiter. Er rechnet mit einer weiteren Zinserhöhung um mindestens 50 Basispunkte.

Dies drückt auch auf die internationalen Börsen. Der amerikanische Dow Jones verliert im Laufe des Handelstages bis zu 2.4 Prozent. Der Deutsche Leitindex DAX verzeichnet einen Rückgang von 3.1 Prozent. Der Schweizer SMI schloss heute auf 11'084.62 Punkten, mit einem Minus von 2.1 Prozent.

Ölpreise geben merklich nach

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Die Ölpreise haben am Freitag merklich nachgegeben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 120.95 US-Dollar. Das waren 2.18 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2.05 Dollar auf 119.44 Dollar.

Das deutlich gesunkene US-Verbrauchervertrauen belastete die Ölpreise. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima sank auf ein Rekordtief. Vor allem die hohe Inflation belaste die Erwartungen der Verbraucher, kommentierte Joanne Hsu, Leiterin der Umfrage. Eine trübe Stimmung der Verbraucher würde auch die Nachfrage nach Rohöl dämpfen.

Damit hat der Schweizer Aktienmarkt eine weitere schwache Woche mit tiefroten Kursen beendet. Noch vor Pfingsten stand der SMI bei über 11'500 Punkten, vier Handelstage später geriet gar die Marke von 11'000 kurzzeitig in Gefahr. Die neuesten Daten zur US-Teuerung haben ein noch schlechteres Bild gezeichnet als befürchtet und die Investoren weltweit zur Flucht aus den Aktien getrieben.

Tagesschau vom 10.06.2022, 18:00 Uhr ; 

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