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Hype um vegane Alternativen Ist der Boom für pflanzliches Fleisch zu Ende?

Neue Konsumentinnen sowie Investoren verlieren das Interesse an Beyond Meat aus unterschiedlichen Gründen. Jene, die neugierig auf vegane Produkte sind, haben viel mehr Auswahl. Anleger wenden sich bereits neuen Trends zu.

Burger aus Erbsen, Randen und braunem Reis: Damit machte sich das US-Start-up Beyond Meat bei seinem Börsengang 2019 zum Liebling der Investoren. In den ersten Handelstagen verdreifachte sich der Wert der Aktie. Auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten wuchs der Appetit stetig. Beyond Meat ist in den USA inzwischen Marktführer und beliefert zahlreiche Restaurants und Detailhändler ausserhalb des Heimmarktes – auch in der Schweiz.

Doch nach einer Flaute im Herbst geht’s nun weiter abwärts. Der Umsatz im zweiten Quartal ging um 31 Prozent auf 102 Millionen Dollar zurück. Das Unternehmen schreibt noch immer Verluste – obwohl bereits Mitarbeitende entlassen wurden und die Kosten damit etwas tiefer liegen.

Der Blick nach vorne ist trüb. Gründer und Chef Ethan Brown krebste bei den Umsatzprognosen zurück – ein Eingeständnis, dass das Unternehmen seine einst hochgesteckten Ziele nicht erreichen kann. Auch andere Unternehmen, die im Markt mit pflanzlichem Fleisch tätig sind, haben an Wert verloren.

Kehren die Konsumentinnen und Konsumenten dem Erbsenfleisch also plötzlich den Rücken? Nein. Dennoch sind die Jahre steiler Zuwachsraten wohl vorbei. Das hat verschiedene Gründe: Konsumenten haben inzwischen mehr Auswahl. Andere grosse Nahrungsmittelhersteller wie Kellogg’s oder Tyson Food drängen in den Markt. Auch der grösste Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé spielt im Markt der Fleischersatzprodukte eine tragende Rolle.

Die grossen Nahrungsmittelhersteller haben zugleich mehr Marktmacht als ein einzelnes Start-up. Sie können zum Beispiel mit Detailhändlern anders verhandeln als ein Anbieter, der nur ein kleines Sortiment führt. Zudem können Nahrungsmittelriesen Verluste mit anderen, gewinnbringenden Produkten eher ausgleichen.

Zugleich sind Vegetarierinnen und Veganer eine Minderheit. In der Schweiz verzichten schätzungsweise 5 Prozent ganz auf Fleisch. Es handelt sich also um einen Nischenmarkt, der nicht stetig grösser wird.

Anfänglich sei der Markt mit pflanzlichen Alternativen ausserordentlich schnell gewachsen – zwischen 10 und 20 Prozent jährlich –, bestätigte Nestlé unlängst. Doch nun sei er in einer Normalisierungsphase. So machen Ersatzprodukte aktuell in der Schweiz knapp drei Prozent des Umsatzes der Fleisch- und Fleischersatzwaren aus. Weltweit schätzen Expertinnen und Experten den Markt mit pflanzlichem Fleisch auf 10 Milliarden Dollar Umsatz. Jener mit echtem Fleisch umfasst 1.4 Billionen Dollar.

Neuer Trend: Laborfleisch

Die sogenannten «Flexitarier», also Konsumentinnen und Konsumenten, die zwischen Fleisch oder vegetarischen und veganen Produkte wechseln, sind allerdings auch kritisch: In den USA zeigen Umfragen, dass 30 Prozent keinen Geschmack finden an diesen Burgern.

25 Prozent monieren den Preis – in Zeiten steigender Inflationsraten wird vegan schnell zum Luxus. Und nochmals ähnlich viele trauen den Zusatzstoffen nicht, die in den Produkten verarbeitet sind. Gerade letzteres hat jüngst auch dem Image der Branche geschadet.

Investoren richten ihre Blicke unterdessen bereits auf das nächste Abenteuer: Laborfleisch. Es gilt als die neue Konkurrenz – nicht nur für Schaf und Rind, sondern auch für Erbsen und Randen.

Rendez-vous, 08.08.2023, 12:30 Uhr

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