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Hypozinsen steigen wieder «Die Anleger wollen wegen Corona nur noch Cash»

Erst kürzlich war eine zehnjährige Hypothek fürs Eigenheim für 0.4 Prozent Jahreszins zu haben. Doch mit dem Coronavirus hat der Wind gedreht: Trotz Flutung der weltweiten Finanzmärkte mit Billionen von Dollar ziehen die Zinsen derzeit an. Wieso sich der Markt nicht so entwickelt, wie man erwarten würde, weiss SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

SRF News: Die Hypotheken in der Schweiz sind seit Anfang März etwas teurer geworden. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Charlotte Jacquemart: Dafür gibt es mehrere Gründe. So sind die Zinsen bei den eidgenössischen Staatsanleihen gestiegen. Diese bilden die Grundlage für die Hypozinsen. Die Staatsanleihen ihrerseits sind gestiegen, weil die Anleger sogar diese als sicher geltenden Papiere verkauften, weil sie in ihrer Corona-Panik nur noch Cash wollen.

Es gibt derzeit Spannungen am Kapitalmarkt.

Zudem gibt es Spannungen am Kapitalmarkt: Die Banken müssen mehr dafür bezahlen, wenn sie sich via Spareinlagen refinanzieren und dies absichern müssen. Der dritte Grund ist, dass die Banken jetzt viel Geld brauchen für Kredite an die in Not geratenen Unternehmen. Die Hypotheken stehen derzeit weniger im Zentrum ihrer Geschäftstätigkeit. Dadurch gibt es weniger Konkurrenz auf dem Hypothekenmarkt, was wiederum zu tendenziell höheren Zinsen führt.

Die Hypozinsen waren seit der Finanzkrise auf Rekordtief. Steigen sie jetzt wieder auf ein normaleres Niveau?

Vorerst eher nicht. Denn auch wenn die Zinsen für die langfristigen Hypotheken etwas ansteigen, bleibt das Niveau insgesamt rekordtief. So liegt die durchschnittliche Zehnjahres-Hypothek auch jetzt erst bei 1.2 Prozent Jahreszins. Allerdings könnten die Schwankungen auf dem Zinsenmarkt anhalten, bis das Gröbste in Sachen Corona-Krise vorbei ist.

Besteht angesichts dieser Ausgangslage die Gefahr, dass auch die Wohnungsmieten steigen?

Bisher haben sich die Mieten nicht bewegt – das erstaunt nicht, denn höhere Zinsen würde man allenfalls erst mit Verzögerung spüren. Zwar hat der Leerbestand der Wohnungen auf dem Mietmarkt seit Beginn der Corona-Krise etwas abgenommen, doch gerade jetzt suchen auch weniger Leute eine neue Wohnung. Deshalb ist beim Niveau der Mietzinsen für Wohnungen derzeit alles beim Alten.

Das Gespräch führte Danièle Hubacher.

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