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Insolvenz angemeldet Meyer Burger: Aufstieg und Fall des Solar-Stars in 5 Punkten

Die Thuner Firma Meyer Burger wollte Europas Solar-Champion werden – und scheiterte an Dumping-Preisen aus China und geplatzten Plänen.

Der Thuner Solarpionier Meyer Burger wollte Europas Solarhoffnung sein. Doch Billig-Importe aus China und Donald Trumps Wut auf grüne Technologien brachen die Firma ans Ende. Sie befindet sich in Nachlassstundung. Der Aufstieg und Fall des Unternehmens sowie die Reaktionen in 5 Punkten.

1. Vom Werkzeugbauer zum Solar-Pionier

1953 in Hünibach am Thunersee gegründet, startet Meyer Burger als Hersteller von Bohrmaschinen. In den 1970er-Jahren folgt der Einstieg in Werkzeuge für die Chipherstellung, um die Jahrtausendwende dann der Fokus auf Bandsägen für die Solarindustrie. Mit der anlaufenden Energiewende erlebt die Branche in Europa einen Boom. 2006 geht Meyer Burger an die Börse – die Aktie wird zum Star, das Unternehmen zum Hoffnungsträger der Solarwirtschaft.

Meyer Burger
Legende: Die einst rosigen Perspektiven täuschten. 2006 wird Meyer Burger an der Börse ein Star. Der Absturz folgte später. Keystone/Peter Schneider

2. Dumping-Panels aus China führen zu riskanter Expansionsstrategie

Doch der Höhenflug endet abrupt: Hochsubventionierte chinesische Hersteller überschwemmen den Markt mit günstigen Solarpanels, die Preise brechen ein. 2017 schliesst Meyer Burger die Produktion in Thun, 180 Leute verlieren ihren Job. Meyer Burger versucht gegenzusteuern – mit Zukäufen in Deutschland und dem Ziel, Ausrüstung für die gesamte Wertschöpfungskette anzubieten.

Meyer Burger versucht 2020 den Befreiungsschlag: Statt Maschinen für andere zu bauen, wollte man selbst Solarzellen und -module produzieren. Zoff zwischen Aktionären und Aktionärinnen und Verwaltungsrat verschärfen die Krise. 2021 startet die Produktion in Deutschland. Die Vision: eine europäische Premium-Solarmarke, unabhängig von China. Doch die Konkurrenz bleibt übermächtig, die Firma rutscht in die Verlustzone.

Ein Werbeschild von Meyer Burger
Legende: Trotz Solarboom ist die Thuner Solarfirma Meyer Burger am Ende. Keystone/Christian Beutler

3. Gescheiterte Rettungsversuche und Absturz

Als letzten Ausweg setzt Meyer Burger auf den US-Markt und hofft auf Milliarden-Subventionen aus Joe Bidens Klima-Investitionsprogramm. «Wir beenden die Verluste, die sich durch völlig unfairen Wettbewerb in Europa eingestellt haben und legen unseren Fokus auf die USA. Dort ist ein Verhalten, wie wir es in Europa erleben, nicht möglich», sagte der damalige Chef von Meyer Burger, Gunter Erfurt. Er sollte sich täuschen.

Denn Donald Trump dreht den Geldhahn für grüne Technologien zu. Meyer Burger schliesst das US-Werk im Mai 2025 und feuert knapp 300 Mitarbeitende. Kapitalgeber wenden sich ab, die Schulden wachsen. Der Aktienkurs stürzt ab: Von 160 Franken 2023 auf unter einen Franken.

Angestellte von Meyer Burger arbeiten an Solarpanelen.
Legende: Meyer Burger schliesst das Werk in Deutschland. Keystone/DPA Zentralbild

4. Das Ende

Nun ist der einstige Börsenstar klinisch tot. Am 17. September gibt das insolvente Unternehmen bekannt, dass kein neuer Investor gefunden werden konnte. Die 500 Angestellten in Deutschland und die verbliebenen 45 Leute in Thun werden entlassen. Die Firma ist klinisch tot.

Meyer Burger
Legende: Die 45 in Thun verbliebenen Mitarbeitenden von Meyer Burger verlieren ihren Job. Keystone/Christian Beutler

5. «So kann keine Firma überleben»: Das sagt der Experte

Das Ende von Meyer Burger kommt für Christof Bucher, Professor für Photovoltaik an der Berner Fachhochschule, nicht unerwartet. Hat das Management von Meyer Burger Fehler gemacht? «Vielleicht ist der Fehler, dass sie überhaupt versucht haben, Solarzellen zu bauen.» Denn der Hauptgrund für das Scheitern sei die chinesische Konkurrenz: «Es gibt so viele und so grosse Firmen dort, die deutlich mehr produzieren, als man auf der Welt überhaupt braucht. Und das auch unter den eigenen Produktionskosten verkaufen. Unter diesen Bedingungen kann eigentlich keine Firma überleben», bilanziert Bucher.

Die Reaktionen aus Thun

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Der Thuner Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) ist von der faktischen Pleite von Meyer Burger nicht überrascht. «Das hat man kommen sehen, das Geschäftsmodell war wegen der Dumping-Preise aus China zum Scheitern verurteilt», sagt er zu SRF. Der grosse Schock habe Thun ohnehin 2017 erlebt, als Meyer Burger knapp 200 Menschen in Thun entliess.

Das Ende sei ein «Schlag ins Gesicht für die Mitarbeitenden», schreibt der Verband Angestellte Schweiz. «Es ist ein Skandal, dass hoch qualifiziertes Fachpersonal in einer zukunftsträchtigen Branche am Ende mit leeren Händen dasteht.»

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17.09.2025, 6.31 Uhr ; 

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