Es war kein leichter Start für die neue IWF-Chefin Kristalina Georgieva. Diese Woche hat die bulgarische Umweltökonomin in Washington ihre erste Jahrestagung geleitet, zu der sich wie jeden Herbst die Finanz- und Wirtschaftsprominenz der ganzen Welt trifft – inklusive der Schweizer. Doch nach Aufbruchstimmung war niemandem zumute. Stattdessen bestimmten Unsicherheit und Angst die Diskussionen auf den Podien und Gängen des Währungsfonds.
- Angst darüber, dass der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China bald auch in anderen Gegenden der Welt Schaden anrichtet und die Weltwirtschaft bremst.
- Angst, dass der Brexit sich zu einem Bumerang für die britische Wirtschaft entwickelt und auch Europa und der Welt schaden könnte.
- Angst, dass die Notenbanken sich nicht viel länger fast im Alleingang mit Niedrigzinsen gegen die drohenden Unwetter in der Weltwirtschaft stemmen können.
- ...und Angst, dass Regierungen zu wenig tun, um mit niedrigen Steuern und grossen Investitionspaketen gegenzusteuern, solange die Krise noch nicht voll entbrannt ist.
IWF hat Prognose gesenkt
Denn noch ist der Abschwung nicht da. Auch wenn der Währungsfonds schon zum vierten Mal nacheinander seine Prognose gesenkt hat: Noch wächst die Weltwirtschaft solide, wenn auch nicht mehr so stark wie in den letzten Jahren. Noch ist die Arbeitslosigkeit in den grossen Industrieländern niedrig, noch ist von Inflation wenig zu sehen.
Die Risiken sind zwar gestiegen, aber noch besteht Hoffnung, dass die Weltwirtschaft mit einer Delle davonkommt. Schon im nächsten Jahr erwarten die IWF-Experten eine leichte Erholung.
Unsicherheitsfaktor Trump
Der weisse Elefant auf dieser IWF-Jahrestagung war allerdings Donald Trump. Der US-Präsident, dessen Land grösster Geldgeber des IWF ist, ist mit seiner Abschottungspolitik für einen grossen Teil der Angst verantwortlich, die viele Unternehmen jetzt schon davon abhält, neue Maschinen zu kaufen oder mehr Leute anzustellen.
Darum klangen die abschliessenden Worte der neuen IWF-Chefin Kristalina Georgieva fast wie eine Beschwörung an den US-Präsidenten: Ein Handelskrieg würde allen schaden, warnte sie an diesem Wochenende. Das war nur kurz, nachdem die USA auch die Zölle für viele EU-Importe in die USA erhöht hatten.
Ob Trump seine Politik vor den Wahlen ändern wird, ist eine der grossen Fragen, die Kristalina Georgieva und ihre Ökonomen noch eine Weile beschäftigen werden. Mehr als immer wieder vor den zerstörenden Folgen eines handelspolitischen Flächenbrands zu warnen, können sie allerdings nicht.