Die Grossaktionäre bei Schmolz + Bickenbach haben sich nach zähem Ringen auf eine Kapitalerhöhung geeinigt – und damit den Weg für die Rettung des angeschlagenen Stahlunternehmens freigemacht. Beide Milliardäre haben ein bisschen nachgegeben, beide können aber das Gesicht wahren. Das dürfte im Interesse aller Beteiligten sein. Denn dem hochverschuldeten Unternehmen aus Emmenbrücke drohte schon bald, das Geld auszugehen.
Der Kompromiss sieht so aus: Der bislang grösste Aktionär, die Beteiligungsgesellschaft Liwet – die vom russischen Investor Viktor Vekselberg kontrolliert wird – stimmt der notwendigen Kapitalerhöhung von 325 Millionen Franken zu, die sie bisher abgelehnt hatte. Das Kapital schiesst der zweite Grossaktionär Martin Haefner ein, Besitzer des Autoimporteurs Amag. Haefner verspricht dafür Liwet und damit Vekselberg, dass diese auch nach der Kapitalerhöhung mit 25 Prozent am Unternehmen beteiligt bleiben – und damit weiter mitreden können. Diese Garantie ist neu.
Nach der Kapitalerhöhung würde Martin Haefner den grössten Aktien-Batzen von 37.5 Prozent an Schmolz + Bickenbach halten, das wären rund 20 Prozent mehr, als er im Moment hat. Die Aktionäre hat dieser Kompromiss überzeugt: Sie stimmten mit knapp 80-prozentiger Mehrheit zu.
Der Weg bleibt steinig
Mit der Kapitalerhöhung sind die Chancen deutlich gestiegen, dass das überschuldete Stahlunternehmen gerettet werden kann. Ohne frisches Geld wäre dem Unternehmen spätestens Ende Januar das Geld ausgegangen.
Trotzdem liegt noch ein steiniger Weg vor Schmolz + Bickenbach. Denn wenn Grossaktionär Haefner 325 Millionen Franken in das Unternehmen einbringt und damit die Schwelle von einem Drittel der Aktien überschreitet, wäre er per Gesetz gezwungen, den übrigen Aktionären ein Mindestangebot zu machen.
Weil Haefner das ablehnt, hatte Schmolz + Bickenbach eine Ausnahme bei der Übernahmekommission beantragt. Doch die hat vor wenigen Tagen abgewinkt. Das Unternehmen legte Rekurs ein. Das letzte Wort hat nun die Finanzmarktaufsicht Finma, die bis kommenden Montag entscheiden will.
Es gibt noch mehr Hürden. Bei einem Wechsel der Mehrheiten im Aktionariat von Schmolz + Bickenbach müsste auch eine Unternehmensanleihe von 350 Millionen Franken zurückgezahlt werden. Dafür bräuchte es also noch mehr Kapital. Und dann fehlt auch noch ein überzeugender Sanierungsplan für den defizitären Stahlhersteller.
Der Weg zur Rettung ist also noch weit. Das Zittern beim Unternehmen und seinen 10'000 Mitarbeitern geht vorerst weiter.