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Klimaschutz in der Luftfahrt Der Traum vom Fliegen ohne CO2

  • CO2-freies Kerosin gibt es bereits. Produziert aus Stroh, Bioabfällen, Klärschlamm, Holz, Frittieröl und vielem mehr.
  • Wenn auch noch in sehr kleinen Mengen, wird das saubere Kerosin von einigen Airlines, so auch der Swiss und der Lufthansa, bereits verwendet.
  • Der Schweizer Logistikkonzern Kühne und Nagel bietet nun als erster Logistikkonzern der Welt das alternative Kerosin seinen Luftfrachtkunden an.

Kühne und Nagel ist weltweit der grösste Luftfrachtanbieter. Umso mehr wird beachtet, was das Schweizer Unternehmen tut.

Seit Dienstag nun können Kundinnen und Kunden von Kühne und Nagel wählen, ob sie ihre Luftfracht mit herkömmlichem Kerosin oder aber mit dem CO2-freien Kerosin «SAF» transportiert haben wollen. «SAF ist je nach Flugstrecke zwischen 20 und 50 Prozent teurer für Kundinnen und Kunden», sagt Marcel Fujike, verantwortlich für Innovation bei Kühne und Nagel.

Weil SAF noch so viel teurer als normales Benzin ist, bietet Kühne und Nagel den sauberen Sprit vorerst zum Selbstkostenpreis an und verdient damit nichts daran. Wieso bietet man es trotzdem an? Man sehe sich als Innovator, der auf jedem Gebiet vorangehe, sagt Fujike. «Es muss sich etwas tun. Wir wollen die Technologie fördern»,

Es muss sich was tun. Wir wollen die Technologie fördern.
Autor: Marcel Fujike Verantwortlicher Innovation bei Kühne und Nagel

Es soll also vorwärtsgehen mit der sauberen Luftfahrt. «Das Vorpreschen von Kühne und Nagel ist wichtig für die Verbreitung der sauberen Kerosine», sagt Experte Manfred Aigner vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt in Stuttgart. Wenn heute eine Firma darin investiere, dann könne sie nicht sicher sein, dass sie das Kerosin auch absetzen kann.

Das Vorpreschen von Kühne und Nagel ist wichtig für die Verbreitung der sauberen Kerosine.
Autor: Manfred Aigner Experte vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt

Wichtig sei aber, dass Firmen wie Kühne und Nagel oder auch die Lufthansa trotzdem investierten und das Kerosin einsetzen wollten. «Damit fördern sie Investitionen in dieser Thematik.» Bei Kühne und Nagel nutzen erste Frachtkundinnen und Kunden die SAF-Option bereits.

Pandemie verzögert Nachfrage

Der Moment, das teure SAF ausgerechnet jetzt anzubieten, sei nicht der beste, weil die Frachtkosten wegen der Lieferengpässe sowieso schon in den Himmel gestiegen seien, sagt Fujike. Entsprechend rechne man mit einem schwierigen ersten Jahr. «Aber danach denke ich schon, dass wir eine gewisse Nachfrage sehen werden. Wir sehen sie bereits heute schon. Ziel muss sein, dass alle Flugzeuge dereinst mit CO2-freiem Kerosin fliegen», so der Logistik-Manager.

Die Akzeptanz des CO2-neutralen Kerosins durch Logistiker wie Kühne und Nagel sei umso wichtiger, da es zu Kerosin keine Alternative gebe, ergänzt Aigner vom Raumfahrtzentrum. «Mit Batterien kommt man nicht wirklich weit. Man kann auch keine schweren Lasten fliegen.» Wenn also leistungsfähige Flugzeuge betrieben werden sollten, müsse das über alternative Kerosine, die kein fossiles CO2 freisetzen, gehen.

Ziel muss sein, dass alle Flugzeuge dereinst mit CO2-freiem Kerosin fliegen.
Autor: Marcel Fujike Verantwortlicher Innovation bei Kühne und Nagel

In den Himmel wachsen die Bäume aber vorerst nicht. Pro Jahr werden erst 200 Millionen Liter SAF hergestellt. Alleine die Frachtkunden von Kühne & Nagel verfliegen aber 40 Millionen Liter Kerosin – wöchentlich.

HeuteMorgen, 10.11.2021, 06:00 Uhr

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