Wer eine neue Wohnung sucht, hat es schwer in der Schweiz – landesweit steht bloss eine von hundert Wohnungen leer, in der Stadt Zürich nur eine von tausend. In den letzten Jahren wurden nicht so viele Wohnungen neu gebaut wie nötig wären, um die steigende Nachfrage zu decken.
Doch nun zeichnet sich eine Trendwende ab. So sagt Jens Vollmar, der Chef des grössten Schweizer Baukonzerns Implenia: «Wir sehen eine Zunahme im Bereich des Wohnungsbaus, auch, dass mehr Baugesuche eingereicht werden. Das führt in absehbarer Zeit zu mehr bewilligten Projekten und zu mehr Wohnungsbau.» Die Wohnungsknappheit, die zu immer höheren Mieten führt, ist einer der Treiber, der Investitionen in den Wohnungsbau attraktiver macht; ein zweiter sind die tiefen Zinsen.
Keine Blöcke mehr auf grünen Wiesen
Die Implenia macht zwar nur einen relativ geringen Teil seines Umsatzes mit dem Wohnungsbau, ist aber hierzulande dennoch einer der grossen Entwickler von Wohnsiedlungen und von Überbauungen mit gemischter Nutzung. So baut sie derzeit auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik in Winterthur eine Siedlung mit 750 Wohnungen, Kitas, Kindergärten und Büros.
Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes hat sich das Volk klar dafür ausgesprochen, dass man verdichten möchte und nicht mehr neu einzonen will.
Umnutzen, verdichten, aufstocken also – statt auf der grünen Wiese neue Wohnblocks hinzustellen: In diese Richtung gehe die Entwicklung, betont Implenia-Chef Vollmar: «Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes hat sich das Volk klar dafür ausgesprochen, dass man verdichten möchte und nicht mehr neu einzonen will. Konträr stehen dem die Partikularinteressen gegenüber. Alle wollen in der Stadt wohnen, aber niemand will Bautätigkeit im Hinterhof.»
Es gibt Lösungen, um hochwertig zu verdichten und ansprechende Siedlungsräume zu schaffen, die ein tolles Leben ermöglichen.
Und so bremsten Einsprachen von Nachbarn, aber auch Auflagen etwa des Denkmalschutzes, oftmals die Bautätigkeit. «Wir sehen, dass sich die öffentliche und auch die politische Meinungsbildung dahingehend entwickelt, dass man vermehrt verdichten kann. Es gibt Lösungen, um qualitativ hochwertig zu verdichten und ansprechende Siedlungsräume zu schaffen, die ein tolles Leben ermöglichen.»
Baumeisterverband sieht Trendwende
Auf die steigende Nachfrage nach Wohnungen reagiert auch Mobimo, eine der grossen börsenkotierten Immobilienfirmen. Denn in ihrem Portfolio liegt der Leerstand bei den Wohnungen bei einem Prozent, bei Büros und Geschäften hingegen stehen mehr als fünf Prozent leer. Deshalb will Mobimo nun verstärkt auf Wohnliegenschaften setzen.
Auf Nachfrage heisst es beim Schweizerischen Baumeisterverband, man sehe eine Trendwende hin zu mehr Wohnungsbau. Im ersten Halbjahr sei der Umsatz um neun Prozent gestiegen, und im ganzen Jahr dürfte die Zahl der neuen Wohnungen um 3000 auf 44'000 steigen. Doch dies reicht noch nicht aus. «Damit es genügend Wohnungen auf dem Markt gibt, sollten jährlich etwa 50'000 Wohnungen gebaut werden», erklärt Jaqueline Theiler. Leiterin Kommunikation beim Schweizerischen Baumeisterverband.