Darum gehts : Auch im kommenden Jahr werden die Krankenkassenprämien wieder teurer. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider kündigte am Donnerstag ein durchschnittliches Preiswachstum von sechs Prozent an. Nicht nur Privathaushalte dürften vom abermaligen Preisanstieg betroffen sein, sondern auch die öffentliche Hand. Schon heute schütten die Kantone rund 6.3 Milliarden Franken für Prämienverbilligungen aus. Und es kommt noch ein weiterer Kostenpunkt hinzu: ausstehende Krankenkassenprämien.
Das ist die Grössenordnung: Rund 315 Millionen Franken – so viel bezahlten die Kantone letztes Jahr den Krankenkassen für unbezahlte Prämienrechnungen zurück. Auch wenn diese Zahl in der jüngeren Vergangenheit leicht sinkt: Im Vergleich zur Summe vor zehn Jahren liegt diese heute über 41 Prozent höher.
So kommt es zu einem Zahlungsausstand: Bezahlt eine versicherte Person ihre Prämien oder Kostenbeteiligungen nicht, erhält sie zuerst eine Mahnung, dann eine Zahlungsaufforderung, und schliesslich wird ein Betreibungsverfahren gegen sie eingeleitet. Dieser Ablauf wird durch die Krankenkasse vorgenommen.
Wann bezahlt der Kanton meine Prämien? Versicherungen müssen Betreibungen bei den zuständigen kantonalen Behörden melden. Wenn keine andere Person für den geschuldeten Betrag aufkommt, sind die Kantone zur Bezahlung der Prämien verpflichtet. Die offene Rechnung wird zu 85 Prozent vom Kanton und zu 15 Prozent von den Krankenkassen getragen.
Das sind die Folgen für säumige Versicherte: Die Kantone können versicherte Personen, die ihrer Prämienpflicht trotz Betreibung nicht nachkommen, auf einer Liste erfassen. Krankenkassen dürfen daraufhin Kostenübernahmen für medizinische Behandlungen verweigern - davon ausgenommen sind Notfallbehandlungen. Sobald die ausstehenden Beträge bezahlt werden, meldet die Krankenkasse der kantonalen Behörde, dass die Person von der Liste zu entfernen ist.
Der Kanton Genf bezahlt am meisten: Im Jahr 2023 verzeichnete mit über 45 Millionen Franken der Kanton Genf die höchsten Prämienausstände, gefolgt vom Kanton Zürich mit rund 40 und dem Kanton Waadt mit 38 Millionen Franken. Die geringsten Rückzahlungsbeträge erreichen die bevölkerungsarmen Kantone Appenzell Innerrhoden, Obwalden und Uri.
Unklare Folgen einer Mindestfranchise: Die steigenden Krankenkassenprämien entwickelten sich zur Schuldenfalle, sagt Philipp Frei, Geschäftsführer des Dachverbands Budgetberatung Schweiz, oft bleibe nur noch der Privatkonkurs. Geht es nach dem Ständerat, soll nun die Mindestfranchise von 300 Franken auf 500 Franken erhöht werden. Das drücke die Kosten, begründete die SVP ihren Vorstoss im Parlament. «Für die Menschen, die ihre Krankenkassenrechnung eh nicht bezahlen können, ist das ein Schlag ins Gesicht», findet hingegen Schuldenberater Frei.