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Kreml-Reaktion auf Sanktionen Putin beschlagnahmt West-Jets im Wert von über 10 Milliarden

Die Reaktion des Kremls auf westliche Sanktionen wird vermutlich zum grössten Flugzeugdiebstahl der Geschichte.

Mehr als 400 Passagierflugzeuge enteigneter westlicher Leasing-Firmen sind derzeit in Russland blockiert. Es geht um einen Wert von über zehn Milliarden Franken. «Die russische Regierung hat die Rückgabe der Flugzeuge an den Westen untersagt», sagt Laurent Chassot, Experte für Luftfahrt und Versicherungsrecht bei der Anwaltskanzlei gbf in Genf. Die Chancen seien gering, die Jets jetzt noch in den Westen zurückholen zu können.

Russland reagiert damit auf die vor einem Monat beschlossenen Sanktionen gegen die russische Luftfahrt, die heute definitiv in Kraft treten. Die Leasing-Firmen hätten zwar die Möglichkeit, internationale Schiedsgerichte anzurufen, doch die Urteile würden in Russland nicht akzeptiert, so Chassot.

Versicherungen gefordert

Es bleibt somit ein Schaden von etlichen Milliarden für Firmen wie Air Cap und SMBC. Beides Flugzeug-Leasing-Firmen aus Irland. Sie müssen einen Teil des Geldes abschreiben und gelangen nun an ihre Versicherungen. Führend ist in diesem Geschäft Lloyds in London.

Die blockierten Flugzeuge waren bisher in unterschiedlichen Ländern immatrikuliert, vor allem in Irland und den Bermuda-Inseln. Russland hat jetzt damit begonnen, die Immatrikulationen aufs eigene Land umzuschreiben. «Eine doppelte Immatrikulierung ist verboten und stellt einen Bruch von internationalem Recht dar», erklärt Chassot.

Eine doppelte Immatrikulierung ist verboten und stellt einen Bruch von internationalem Recht dar.
Autor: Laurent Chassot Experte für Luftfahrt und Versicherungsrecht, Kanzlei gbf, Genf

Russland blockiert zwar etliche Flugzeuge, doch diese können derzeit vor allem nur für den innerrussischen Luftraum eingesetzt werden. Die russischen Airlines ihrerseits leiden unter den zahlreichen Sanktionen des Westens. Chassot betont: «Die Sanktionen bedeuten praktisch das Todesurteil für die russische Zivilluftfahrt» – keine Leasing-Verträge und damit keine Ersatzteile und Dienstleistungen und keine Versicherungen.

Die Sanktionen bedeuten praktisch das Todesurteil für die russische Zivilluftfahrt.
Autor: Laurent Chassot Experte für Luftfahrt und Versicherungsrecht, Kanzlei gbf, Genf

Letzteres wiege besonders schwer, so Chassot. Denn ohne entsprechende Versicherung bekomme ein Flugzeug keine Zulassung für den internationalen Luftraum. Zudem seien die meisten Fluggesellschaften auf Ersatzteile aus dem Westen angewiesen.

Echo der Zeit, 28.03.2022, 18:00 Uhr

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