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Krise der Weltwirtschaft Eine Rezession ist wohl unausweichlich

Die Angst vor einer Rezession der Weltwirtschaft geht um. Nach enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China und Deutschland am Mittwoch sind die asiatischen Börsen am Donnerstag schlecht in den Tag gestartet. Auch die Schweizer Wirtschaft und der Franken dürften dies zu spüren bekommen.

Deutlichere Signale als erwartet

Die einzelnen Signale kommen nicht überraschend. Dass die deutsche Wirtschaft dümpelt, war schon vor den Zahlen von Mittwoch bekannt und dass China weniger stark wächst als auch schon ebenfalls. Zusammen und in dieser Deutlichkeit sind sie aber besorgniserregend.

Definition für Rezession

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Rezession ist die Bezeichnung für eine Abschwungsbewegung. Sie ist eine Phase des Konjunkturzykluses einer Volkswirtschaft. Auf eine Rezession folgt im Konjunkturzyklus die Depression. Sie markiert das Konjunkturtief. Ist die Depression überstanden, zieht die Konjunktur wieder an. Diese Phase heisst expansive Phase, auch Aufschwung genannt. Auf den Aufschwung folgt die Hochkonjunktur oder der Boom. Zur Bestimmung einer Rezession bedienen sich Experten einer Hilfskonstruktion, in der bestimmte Kennzahlen innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht und bestimmte Ereignisse eintreten müssen.

Denn die Signale sind noch ein bisschen deutlicher ausgefallen als erwartet: Die Deutsche Wirtschaft dümpelt nicht nur, sie schrumpft sogar leicht und die chinesische wächst statt um 5.8 Prozent nur um 4.8 Prozent. Der Handelsstreit zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften China und USA hinterlässt definitiv Spuren.

Auch an der Schweizer Volkswirtschaft geht das kaum spurlos vorbei. Sie dürfte im letzten Quartal kaum gewachsen sein und der Franken wird wohl weiter Auftrieb erhalten. Das alles ist dem Vertrauen der Anleger in die Weltwirtschaft alles andere als förderlich.

Zinskurve wie 2007

Ein Indiz für die Unsicherheit: In den USA haben Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren am Mittwoch zeitweise mehr Zins abgeworfen als zehnjährige. Normalerweise gilt das Gegenteil: Wer Geld für lange Zeit ausleiht, erhält mehr Zins dafür, als derjenige, der es nur für kurze Zeit tut. Zu einer solchen Inversion der Zinskurve ist es letztmals vor zwölf Jahren gekommen.

Ein Alarmsignal für viele Beobachter, denn in der Regel stürzt die Weltwirtschaft ein paar Monate nach einer solchen Inversion in eine Rezession.

Die Lage ist auf jeden Fall besorgniserregend: Das viele Geld, das die Zentralbanken in den letzten Jahren in die Märkte gepumpt haben, weiss kaum mehr wohin.

Dabei treibt es ungesunde Blüten. Unzählige Firmen profitieren vom billigen Geld, Staaten sind verschuldet wie nie. Und die Zentralbanken scheinen keinen Plan zu haben, wie und wann sie das Geld wieder absaugen sollen. Dass die Weltwirtschaft vor einer Rezession steht, scheint ausgemacht – die grosse Frage ist aber, ob sie rein schlittert oder ob es zum Knall kommt.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

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