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Kritik von Gewerkschaftsbund Ist die Schweizer Kaufkraft phänomenal oder stagnierend?

Um die Kaufkraft zu verbessern, legt der Gewerkschaftsbund ein 10-Punkte-Programm vor. Gegner sprechen von einem «Wunschzettel für Weihnachten».

Die Kaufkraft sagt aus, wie viel wir uns mit unserem Geld leisten können.

Und diese Kaufkraft sinkt, nach Ansicht des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB). Das bedeutet: Wir können uns immer weniger leisten. Das müsse sich ändern, fordert der SGB und legt dazu ein 10-Punkte-Programm vor.

Für Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, ist die Diagnose klar: «Immer mehr Menschen in der Schweiz haben Mühe, mit dem Einkommen über die Runden zu kommen.» Die Löhne würden stagnieren, vor allem die neuen Renten würden zurückgehen und die Krankenkassenprämien hätten ein unerträgliches Niveau erreicht.

«Politik bedient Oberschicht»

Deshalb hätten die Leute immer weniger Geld zur freien Verfügung. Eine sinkende Kaufkraft, obschon die Wirtschaft seit Jahren boomt – wie passt das zusammen?

«Eine der Hauptursachen ist die Politik. Sie hat stark die Oberschicht bedient und Steuersenkungen gemacht, während unten bei den Krankenkassenprämien und -verbilligungen gespart worden ist», sagt Lampart. Das würden Haushalte mit mittleren und unteren Einkommen spüren.

Menschenmenge.
Legende: «Im internationalen Vergleich ist die Kaufkraft in der Schweiz bereits jetzt phänomenal hoch», so Rudolf Minsch von Economiesuisse. Keystone

Der Gewerkschaftsbund will ein 10-Punkte-Programm lancieren. Darunter stärkere Prämienverbilligungen, um die Haushalte zu entlasten. Weiter brauche es generell höhere Löhne, mehr Gesamtarbeitsverträge mit Mindestlöhnen oder einen 13. Monatslohn in allen Branchen. Auch eine 13. AHV-Rente soll es neu geben. Die Delegierten des SGB entscheiden am Freitag über eine entsprechende Volksinitiative.

10-Punkte-Massnahmenpaket des SGB

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Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) schlägt ein 10-Punkte-Massnahmenpaket für mehr Kaufkraft und eine sozialere Schweiz vor:

  • Substanzielle Lohnerhöhungen.
  • Rasche Bekämpfung der Frauen-Lohndiskriminierung mit Einbezug der Gewerkschaften.
  • Einen 13. Monatslohn für alle mit GAV und in Betrieben (Coiffure, Callcenter u.a.)
  • Wesentliche Verbesserung bei der beruflichen Situation der Frauen (u.a. Ausbau von Betreuungsangeboten als Service public).
  • Mehr Gesamtarbeitsverträge (GAV) mit guten Mindestlöhnen und mehr Schutz für Arbeitnehmende.
  • Stärkung der AHV über eine 13. Monatsrente.
  • Besseres Preis-Leistungsverhältnis bei den Pensionskassen.
  • Beschränkung der Krankenkassen-Prämienbelastung auf 10 Prozent des verfügbaren Einkommens.
  • Ausschüttung eines Teils der Nationalbank-Gewinne an die AHV.
  • Erhöhung der Familienzulagen.

Der nun präsentierte Forderungsliste des Gewerkschaftsbunds enthält vieles, was schon seit Jahren vorgeschlagen wird. Dennoch seien die Forderungen aktueller denn je, sagt Lampart.

«Wunschzettel für Weihnachten» oder berechtigte Kritik?

Anders tönt es beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Chefökonom Rudolf Minsch: «Die Gewerkschaften legen einen Wunschzettel für Weihnachten hin. Im internationalen Vergleich ist die Kaufkraft in der Schweiz bereits jetzt phänomenal hoch.»

Folglich habe die Schweiz auch kein Verteilungsproblem: «Im Gegensatz zu den USA oder Grossbritannien, wo die obersten und die tiefsten Einkommen auseinanderdriften, ist dieses Verhältnis in der Schweiz über die Zeit stabil geblieben.»

Nahaufnahme Mann mit Brille.
Legende: Für Lampart wäre aktuell genug Geld vorhanden, man müsse es aber besser verteilen. Keystone

Lampart sieht das anders. Die Schweiz habe durchaus ein Verteilungsproblem. Und das Geld dazu sei auch vorhanden. «Das Geld ist bereits verdient, die Kassen in den Firmen sind voller, die Kantone haben umfangreiche Milliardenreserven bilden können, die Nationalbank weist hohe Gewinne aus und die Anlagen rentieren» Alles zusammen zurück an die Bevölkerung zu verteilen, würde einen grossen Teil der Probleme lösen, sagt Chefökonom Lampart.

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