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Längerfristige Kurskorrektur? Weshalb der Börsenauftakt ins neue Jahr so schlecht lief

Der Januar war ein sehr schwacher Börsenmonat. An Omikron scheint es aber nicht gelegen zu haben, wie erste Analysen zeigen. Christian Gattiker, Chefstratege der Bank Julius Bär, schätzt ein.

Christian Gattiker

Chef-Stratege, Bank Julius Bär

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Chris­ti­an Gat­ti­ker ist Chef­stra­te­ge und glo­ba­ler Lei­ter Re­se­arch & In­vest­ment So­lu­ti­ons bei der Bank Ju­li­us Bär & Co. Ltd. Zu­vor wirk­te er als glo­ba­ler Ak­ti­en­stra­te­ge, Ak­ti­en­ana­lyst und Öko­nom bei ver­schie­de­nen Schwei­zer Ban­ken so­wie bei ei­ner un­ab­hän­gi­gen In­ves­tor Re­la­ti­ons Agen­tur als Con­sul­tant für bör­sen­ko­tier­te Un­ter­neh­men im In- und Aus­land.

SRF News: Wie speziell ist so ein Börsenauftakt ins neue Jahr?

Christian Gattiker: Erstaunlicherweise gab es das öfter, als man erwarten würde – in den letzten 20 Jahren geschieht dies nun bereits zum sechsten Mal.

Die Frage ist ja: Ist das der Anfang einer zähen Korrektur, die dann ganz schmerzhaft sein könnte oder ist es einfach eine kurze Delle und dann geht es wieder aufwärts? 2021 zum Beispiel war ja ein sehr gutes Börsenjahr. Was sagt ihr Bauchgefühl?             

Mein Bauchgefühl sagt, dass es diesmal wahrscheinlich etwas schwieriger wird. Wir hatten eine fantastische Phase in den letzten 18 Monaten. Ich glaube, die Finanzmärkte versuchen jetzt schon etwas einzugrenzen, wie es nach dieser fulminanten Phase weitergeht.

Mein Bauchgefühl sagt, dass es etwas schwieriger wird.
Autor:

Wahrscheinlich kommt das Ganze mit etwas mehr Realismus daher. Ob wir hier eine Änderung des Regimes sehen, ist schlussendlich die ganz grosse, schwierige Frage.

Was waren die wichtigsten Gründe für die doch erheblichen Kursabgaben Anfang dieses Jahres?

Zum einen ist man durch die starke Rendite im letzten Jahr etwas übermütig ins Jahr gestartet. Dann hat sich abgezeichnet, dass die internationalen Notenbanken die Inflation auf dem Radar haben und wahrscheinlich einiges stärker eingreifen werden als bisher erwartet. Das heisst, die Zinsen könnten stärker steigen. Auf der anderen Seite haben wir unangenehme Nachrichten, was die Geopolitik betrifft: den Ukraine-Konflikt und als Resultat davon die höheren Energiepreise.        

Omikron spielt im Moment keine grosse Rolle.
Autor:

Die Pandemie haben sie bis jetzt gar nicht erwähnt.    

Wenn man auf die Börsen schaut, ist das Thema Pandemie abgehakt. Ob das richtig ist oder falsch, wird sich noch zeigen. Aber die Sektoren, die unter der Pandemie gelitten haben, gehören seit Anfang Jahr zu den Gewinnern. Das ist doch eine starke Umkehr. Von daher spielt im Moment jedenfalls Omikron keine grosse Rolle.

Das Gespräch führte Eveline Kobler.

SRF 4 News, 01.02.2022, 06:00 Uhr ; 

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