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Mächtige Stiftung in Genf Hierhin fliessen die Rolex-Millionen

Eine Rolex am Handgelenk ist ein Statement. Das Unternehmen hinter der Uhr ist dagegen absolut diskret. Rolex gehört einer Stiftung, die in Genf sagenumwoben ist. Vom «Staat im Staat» ist zuweilen die Rede. SRF liegen erstmals Zahlen vor.

Der FC-Servette in der Krise? Da hilft eine Geldspritze der Hans-Wilsdorf-Stiftung. Streit um den RTS-Glastower mitten in Genf? Die Hans-Wilsdorf-Stiftung springt als Käuferin ein. Eine Brücke über die Arve muss erneuert werden? Die Hans-Wilsdorf-Stiftung baut ein Architektur-Highlight aus Stahl. Solche Beispiele gibt es in Genf noch und nöcher.

Über 500 Millionen Franken pro Jahr

Das Geld dafür kommt immer – indirekt – von Rolex. Der berühmte Uhrenkonzern ist im Besitz der Hans-Wilsdorf-Stiftung, die 100 Prozent der Rolex-Aktien hält. In Genf ist zuweilen vom «Staat im Staat» die Rede.

«Eine unglückliche Verkürzung», erwidert Marc Maugué, Generalsekretär der Stiftung Wilsdorf. «Der Staat ist legitimiert, agiert in seinem gesetzlichen Rahmen. Wir als Stiftung können nur etwas dazu beitragen, dass die Politik ihre Ziele erreicht. Wir sind kein Staat im Staat.»

Die Wilsdorf-Stiftung ist übermächtig. Sie ist überall, aber sehr sehr diskret.
Autor: Nicolas Rossé Experte für die Uhrenindustrie

Grund für diese Skepsis könnte die Intransparenz der Stiftung sein. Denn es habe bis vor Kurzem keine einzige Zahl für die Stiftung gegeben, sagt Nicolas Rossé, Experte für die Uhrenindustrie. «Man schätzt die Investitionen auf Dutzende von Millionen. Die Wilsdorf-Stiftung ist übermächtig. Sie ist überall, aber sehr sehr diskret.» Vielleicht auch mit ein Grund, weshalb das Stimmvolk 2021 knapp nein sagte zu einem neuen Musikzentrum, das Wilsdorf hätte spendieren wollen. Kostenpunkt: 200 Millionen Franken.

Man sollte Diskretion nicht mit Intransparenz verwechseln, sagt Maugué. «Wir waren immer diskret, weil das den Wünschen unseres Gründers entsprach.» Aber: Auch die Wilsdorf-Stiftung müsse mit der Zeit gehen. «Wir sind bereit, die gesprochenen Beträge transparent zu machen, wir haben wirklich nichts zu verstecken.»

Hälfte des Geldes bleibt in Genf

Und so legt die Wilsdorf-Stiftung gegenüber SRFerstmals die Zahlen offen. 524 Millionen Franken wurden im letzten Geschäftsjahr investiert. Immobilienzukäufe nicht eingerechnet.

Die Hälfte des Geldes floss in Organisationen mit internationaler Ausstrahlung (Humanitäre Hilfe, Umweltschutz). Die andere Hälfte blieb in Genf, so wie vom Gründer dieser Stiftung gewünscht. Auch bemerkenswert: Im sozialen Bereich kamen gemäss Wilsdorf rund 2/3 der Gelder direkt Genferinnen und Genfern zugute, etwa zur Tilgung von Schulden oder Finanzierung von Stipendien.

Eine der grossen Stiftungen der Schweiz

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Die Hans-Wilsdorf-Stiftung ist eine der ganz grossen Stiftungen der Schweiz, heisst es auch bei Swiss Foundations. Der Branchenverband empfiehlt seinen Mitgliedern ausdrücklich, transparent zu sein. «Transparenz ist wichtig gegenüber der Öffentlichkeit. So lässt sich mehr bewirken», sagt Geschäftsführerin Katja Schönenberger. Es geht auch um eine gewisse Rechenschaftspflicht.

Besonders viele Alleinerziehende in Not

Die Nachfrage für Hilfe von der Wilsdorf-Stiftung steigt stetig an. 8000 Gesuche gehen jährlich bei der Stiftung ein. Marc Maugué beobachtet, dass insbesondere die Anfragen von Menschen in Not zugenommen haben. Die steigenden Lebenskosten und unvorhersehbare Ausgaben würden die Genferinnen und Genfer immer härter treffen. Insbesondere Alleinerziehende.

Hans Wilsdorf

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Historisches Bild mit altem Mann.
Legende: Hans Wilsdorf (ca. 1942) Der Rolex-Gründer übertrug sein Unternehmen seiner Stiftung. Rolex

1905 gründete der Deutsche Hans Wilsdorf zusammen mit einem Geschäftspartner Rolex. Zehn Jahre später wurde der Firmensitz in die Schweiz verlegt. 1945 gründete der kinderlose Unternehmer die «Fondation Hans Wilsdorf» und übertrug ihr das Unternehmen Rolex. In den Statuten der Stiftung fällt kein Wort so oft wie «Genf». Deshalb sind die Investitionen der Stiftung bis heute zu einem grossen Teil im Kanton konzentriert.

Leute, die in finanzielle Not geraten sind, gelangen in der Regel nicht direkt an Wilsdorf. Die Gelder werden über soziale Institutionen und Sozialdienste verteilt. «Wir wollen den Kanton stützen, auf keinen Fall gegen den Staat arbeiten», so der Geschäftsführer.

10 vor 10, 8.9.2025, 22:03 Uhr;weds

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