Zwei bis drei Kreditkarten sind im Durchschnitt in einem Schweizer Portemonnaie. Und sie werden rege genutzt. Häufig auch mehr, als es die Finanzen eigentlich zuliessen.
Kredit bis zu 3000 Franken
«Es kommt immer häufiger vor, dass eine Person zwei, drei oder sogar vier offene Kreditkarten hat», stellt Olivia Nyffeler fest, die bei der Berner Schuldenberatung mit Menschen zu tun hat, die einen Schuldenberg angehäuft haben.
Viele können diese offenen Rechnungen gar nicht bezahlen. Und weil jede Karte pro Monat einen Kredit von 2000 oder gar 3000 Franken gewährt, kommt rasch eine grössere Summe zusammen.
Damit steigt auch die Gefahr, sich übermässig zu verschulden, so die Rechtsanwältin. «Personen, die ein tiefes Einkommen haben, haben dann Probleme, überhaupt ihre notwendigen Bedürfnisse zu decken», erklärt sie weiter. Dann kommt die Kreditkartenrechnung und belaste das Haushaltsbudget zusätzlich.
Für lebensnotwendige Dinge
Rechnungen für die Steuer, die Krankenkasse oder Unterhaltsbeiträge würden dann aufgeschoben. Ganz aus dem Lot gerät das Haushaltsbudget erst recht, wenn jemand die Stelle verliert oder Kurzarbeit hat – so wie es in der Corona-Krise zehntausende Menschen trifft. Eine neue Kreditkarte kommt dann wie gerufen. Sei es nur, um Lebensnotwendiges zu kaufen.
Heute ist es vergleichsweise einfach, so eine Karte zu erhalten. Jüngst hat beispielsweise das Warenhaus Manor seine Kundenkarte ungefragt in eine Kreditkarte umgewandelt – und zwar bei 600'000 Kundinnen und Kunden.
Viel Spielraum für Herausgeber
Aus Sicht der Schuldenberatung sind die Hürden für eine neue Kreditkarte grundsätzlich zu tief. «Wir finden es sehr problematisch, dass Konsumentinnen und Konsumenten relativ einfach zu einer Kreditkarte kommen», sagt Olivia Nyffeler.
Zwar müssen die Kartenanbieter die Kreditwürdigkeit prüfen, wenn jemand eine Karte beantragt. Laut Gesetz müssen sie das allerdings nur summarisch tun. Das lässt einigen Spielraum offen. Auch in Bezug auf bereits vorhandene Schulden.